In Bayern können sich Bierfans äußert glücklich schätzen. Rund 700 Brauereien gibt es aktuell im Freistaat, viele Nano- und Microbrauereien noch gar nicht mit eingerechnet. Das beste daran? Die wenigsten dieser Brauereien sind im industriellen Sektor der Großgetränkeindustrie zu finden. Ganz im Gegenteil, die meisten zählen zu den klein- und mittelständischen Betrieben. Nicht wenige davon befinden sich seit hunderten von Jahren im Familienbesitz. Uralte Brautraditionen und Rezepte werden Generation für Generation weitergegeben und von den Braumeistern der heutigen Zeit mit viel Stolz noch immer gebraut und weiterentwickelt! So auch beim Erl-Bräu in Geiselhöring.
Gerade die Familiengeführten Brauereien sehen das Brauen von Bier nicht als reine Notwendigkeit um den eigenen Lebenserhalt zu sicheren. Es geht hier um so viel mehr! Das durch die Vorfahren geschaffene wird respektiert, geschätzt sowie mit viel Motivation und Würde fortgeführt. Einen jungen Bräu der das verkörpert, durften wir vor kurzem in seinem „Zuhause“ besuchen. Josef Erl übernahm zum 150 Jährigen Jubiläum im April 2021 das Ruder beim Erl-Bräu.
Familienbrauerei seit 1871
Somit führt der 34 Jährige die Familienbrauerei bereits in sechster Generation. Am 22. März 1871 hat Ulrich Erl das Unternehmen von seinem Schwager übernommen. Bier wurde in der Brauerei die sich im Ortskern von Geiselhöring befindet schon viel länger gebraut. Wie lange, lässt sich aus den Aufzeichnungen nicht mehr 100%ig nachvollziehen. Fakt ist jedoch das es in im 7000 Einwohner Ort einst 13 Brauereien gab, heute existiert nur noch eine, der Erl-Bräu. Über Generationen hinweg wurde im Unternehmen also alles richtig gemacht.
Unter der Führung von Josef kümmern sich heute 25 Mitarbeiter, darunter zwei Auszubildende, um den Biernachschub für Geiselhöring und weit darüber hinaus. Insgesamt 10 Biersorten befinden sich im Sortiment, alle gebraut in offenem Gärverfahren. Ein weiteres Mal sind wir entzückt das viele Brauereien immer noch auf diese Art der Gärung setzen, verspricht sie doch eine extra Portion Vollmundigkeit in den durstigen Mündern der Bierfans. Ein weiteres Plus das den Bieren aus dem Hause Erl-Bräu zugutekommt ist die lange Reifung. Unter 8-12 Wochen Reife findet kein Bier den Weg durch die Abfüllung in die urigen Bügelflaschen.
Erl-Bräu mit hohen Investitionen in die Zukunft
Für eine gleichbleibend hohe Qualität wird mittlerweile auch in den traditionsreichsten Brauereien auf die Vorteile der Automatisierung gesetzt. Das Sudhaus Baujahr 1974 wurde vergangenes Jahr umfassend erneuert und mit moderner Technik ausgestattet. „Durch die Automatisierung sind Rezepte leichter reproduzierbar, die Qualität ist dauerhaft und gleichbleiben hoch und die Brauprotokolle zur Nachverfolgbarkeit haben wir direkt in digitaler Form“, erzählt uns Josef Erl.
Aus eigener Erfahrung möchte der Autor dieser Zeilen sagen: Tätigkeiten zu automatisieren gibt Mitarbeitern die Möglichkeit sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Und beim Erl-Bräu gibt es immer genug zu tun! Erst kürzlich wurde eine nagelneue Erdgasanlage der Firma Bosch mit modernster Technik und einer Energieeffizienz von 95% in Betrieb genommen. Die Energiekosten wurden damit erheblich gesenkt und der CO2 Ausstoß massiv reduziert. Da freut sich auch die Umwelt! Ein weiteres Projekt steht schon in den Startlöchern, ein neues Trafohaus ist das nächste Mosaiksteinchen der Modernisierung.
Erl-Bräu hält auch in schwierigen Zeiten zu seiner Belegschaft
Und wie sah es jetzt in der Corona-Zeit beim Erl-Bräu aus? Eigentlich möchten wir die Frage gar nicht mehr formulieren, da dieses Thema die Nerven der meisten Menschen arg auf die Probe stellt. Wir tun es aber trotzdem. Und warum? Weil wir uns einfach nur freuen wenn wir eine Antwort wie von Braumeister Josef bekommen. „Natürlich hat uns die Krise auch erwischt, weil wir viele Gastronomen beliefern und auf Festen vertreten sind. Mitarbeiter haben wir aber keine ausgestellt. Wir haben gute Leute und es war uns wichtig sie zu halten. Später bekommt man diese nicht so einfach wieder.“ Sauber sagen wir! Auch beim Erl-Bräu ist man sich bewusst wie wichtig gute und motivierte Mitarbeiter für das Unternehmen sind! Viele haben langjährige Erfahrung und dieses Know-How möchte man nicht verlieren!
Braucht’s es evtl. beim Erl-Bräu no an Bierfahrerbeifahrer ?
Apropos langjährig! Sagenhafte 50 Jahre, also ein Drittel der gesamten Zeit der Unternehmensexistenz wird das Gasthaus von denselben Pächtern geführt, Ludwig und Heidi haben auch heute noch alles im Griff! Da lassen wir uns doch gerne mit Diplombraumeister Josef nieder, um uns durch das Biersortiment zu testen. Absoluter Renner ist das Festbier zum 150sten Jubiläum der Brauerei. Die Vollmundigkeit und die Würze verkörpern einen Festtrunk wie er im Buche steht. Gebraut wird selbstverständlich nur mit qualitativ hochwertigen und regionalen Zutaten aus der Umgebung. Seine Bauern kennt Josef alle persönlich, Zutaten werden direkt vom Hof und ohne Zwischenhändler eingekauft. Das Brauwasser stammt aus dem eigenen Brunnen.
IIIIjaaaa, des taugt eam!
Moderne Brauerei mit Fokus auf klassische Biersorten
Die Konzentration liegt auf den klassischen bayerischen Biersorten, Craftbiere sind nicht in Planung. Freie Ressourcen werden lieber in die Modernisierung der Anlagen und Infrastruktur gesteckt. Auch die Zeit welche heutzutage für Marketing aufgewendet wird ist nicht zu unterschätzen. In einem insgesamt zwar langsam aber dennoch schrumpfenden und gerade in Bayern sehr umkämpften Biermarkt, ist die Präsenz in Sozialen Medien wie Instagram und Facebook immer wichtiger.
Der Erl-Bräu ist hier stark vertreten und zusammen mit dem guten Bier ergeben sich Synergien die dafür gesorgt haben, dass die Brauerei mittlerweile eine richtig starke Fanbasis hat! Gerade als wir im Wirtshaus zusammensitzen hat der Onkel von Josef ein Foto aus dem 150km entfernten Kemnath geschickt. Ein paar Burschen haben sich gleich eine ganze Palette Bier aus Geiselhöring liefern lassen. Die wollte der Onkel unbedingt persönlich abliefern!
Scheee war’s beim Erl-Bräu
Nach unserem Besuch ziehen wir ein äußerst positives Fazit. Beim Erl-Bräu stehen Handwerk und Tradition an oberster Stelle. Der Juniorchef führt das Unternehmen mit Stolz und Verantwortungsbewusstsein für Mensch und Produkt in die Zukunft! Die Mitarbeiter haben einen sicheren Arbeitsplatz und können sich auf „Ihre“ Brauerei auch in schweren Zeiten wie der Corona-Krise verlassen. Die hervorragenden bayerischen Biere vervollständigen eine Rezeptur die das Familienunternehmen ohne Zweifel in viele weitere, erfolgreiche Jahre führen wird!
Danke für euere Zeit, es war ein tolles ERLebnis und ein interessanter, kurzweiliger Samstagnachmittag!
Im wahrsten Sinne des Wortes ein Tag genau nach unserem Geschmack 🙂
Prost Beinander,
Euere BavarianBeerDudes,
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