Wohin man aktuell in den Medien blickt, sind es vor allem Krisen, die das Geschehen bestimmen. Viele furchtbare Dinge passieren auf dieser Welt. Es ist wichtig und richtig, sich mit diesen Themen zu beschäftigen. Häufig verliert der Mensch so jedoch den Fokus und nimmt nicht mehr wahr, dass es dennoch viel Gutes auf diesem Planeten gibt! Jeder neue Tag bietet die Möglichkeit sich an den schönen Dingen des Lebens zu erfreuen, etwas Aufmerksamkeit genügt und jeder kann sie finden! Dazu gehört auch, Menschen dabei zu erleben wie sie eine Vision entwickeln und erfolgreich verwirklichen. Im Sinne unserer Leidenschaft, dem Bayrischen Bier, bedeutet dies, dass eine neue Brauerei ihre Pforten geöffnet hat, in einer niederbayerischen Stadt in der lange keine mehr war, aber unbedingt eine hingehört! Das ist die Geschichte von Gründer Robert Vitti und seinem Deggendorfer Brauhaus!
Ach, dann mach ich halt meine eigene Brauerei auf!
Als Bierblogger haben wir die hiesige Bier- und Brauereilandschaft ständig im Blick. Keine Woche vergeht ohne Recherchen ob nicht irgendwo in Bayern ein neues Unternehmen den Einstieg in einen der umkäpftesten Biermärkte der Welt wagt. Der damalige Rechercheabend wäre dabei wohl recht unspektakulär zu Ende gegangen, wenn Google nicht plötzlich den Hinweis auf eine Firmeneintragung mit dem Namen „mein-Deggendorfer-Brauhaus GmbH“ angezeigt hätte. Sofort war unser Instinkt geweckt. „Da müssen wir mehr dazu rausfinden!“. Das ging sogar so weit, dass wir Deggendorf abgelaufen sind, um potentielle Standorte zu eruieren wo die Brauerei denn hinkommen könnte. Über ein Jahr später wissen wir es und durften Robert Vitti in seinem Deggendorfer Brauhaus besuchen.
„Ein Kindheitstraum war die eigene Brauerei ursprünglich nicht“, erzählt er auf Nachfrage wie es zu der Idee kam. Robert lebte mit seiner aus Deggendorf stammenden Frau Linda bei Regensburg in der Oberpfalz. An einem Sonntag Abend im November 2019 fragte sie ihn „Du Robert, würdest du eigentlich mit mir zurück nach Deggendorf gehen?“. Wie wir heute wissen war die Antwort natürlich „Ja“. Aber ein Problem stellte sich, er müsste den Job wechseln. Denn aus Deggendorf jeden Tag zu der Brauerei zu fahren bei der er bisher im Vertrieb angestellt war, wäre viel zu umständlich gewesen. „Ach, dann mach ich halt meine eigene Brauerei auf!“ Dieser Satz von Robert skizzierte wohl die Schwierigste aller möglichen Lösungen. Aber er hat sie Realität werden lassen!
Der Name war schnell gefunden: Deggendorfer Brauhaus
Zuvor stand jedoch ein mehr als hartes Stück Arbeit an. Robert beschreibt sich selbst als Gefühlsmensch „Ich mache oft Sachen aus dem Bauch heraus und dachte mir: Wenn Andere eine Brauerei hochziehen können, kann ich das auch“. Grundsätzliche Ideen von der Planung einer Brauerei hatte er bereits im Kopf. Nun ging es darum die großen Frage zu klären. Wo kriege ich eine geeignete Immobilie her ? Wieviel muss ich investieren ? Was brauche ich und vor allem, wen brauche ich ? Wie ist die Konkurrenzsituation vor Ort ? Letztere Frage lies sich schnell aber dennoch überraschend beantworten. In Deggendorf gab es schlicht keine Brauerei. „Anfangs konnte ich das gar nicht recht glauben, habe ich irgendetwas übersehen ?“ erzählt uns Robert. Aber nein, er hat nichts übersehen! Auch der Name stand schnell fest, Deggendorfer Brauhaus!
Standort in Deggendorf nördlich der Donau war wichtig
Weiter ging es mit der Immobiliensuche. Die Donau trennt Deggendorf in einen nördlichen und südlichen Teil. Das Deggendorfer Brauhaus sollte nach Möglichkeit im Norden sein, denn dort ist das Wasser signifikant weicher als im Süden und muss nicht separat aufbereitet werden. Schließlich fand man eine geeignete und nahe zum Stadtkern liegende Location im ehemaligen Getränke Knott Gebäude. Das musste jedoch erstmal umgebaut und fit für die Brauerei gemacht werden. Eine Aufgabe die Robert nahezu alleine gestemmt hat. „Vormittags habe ich zuhause immer Büroarbeit gemacht, Nachmittags bin ich dann nach Deggendorf gefahren und hab den Umbau gemacht. Nebenan bei OTTO Bierstüberl hab ich dann immer Pause gemacht“.
Die Büroarbeit war dabei aber mindestens genau so wichtig. Schließlich gibt es unzählige Details zu planen und zu organisieren. Wie sollen die Etiketten aussehen ? Wo bekomme ich Stapler, Sprinter und LKW her ? Genehmigungen müssen eingeholt, Werbung gemacht und Kundenaquise betrieben werden. Ein Sudhaus, Gär- und Lagertanks brauchts ja auch noch! Und um darin Bier zu brauen sind Rohstoffe notwendig. Auch wenn Robert sich ein Jahr lang die Nächte mit Fachliteratur zu Gesellschaftsformen, Buchhaltung, Steuern etc. um die Ohren geschlagen hat, besteht auch sein Tag aus nur 24h und er kann nicht alles alleine machen. Die buchhalterischen Themen legte er in die vertrauensvollen Hände seiner Frau Linda. Als Braumeister konnte er Max Vincenti für das Deggendorfer Brauhaus gewinnen. Robert kannte ihn zum damaligen Zeitpunkt nur flüchtig, wusste aber um seine Fähigkeiten und konnte ihn von einem Engagement in Deggendorf überzeugen. Als Robert seine Vorstellung vom idealen Hellen erklärte, sagte Max „Du i glaub i hab a Rezept, des dad genau bassn!“.
Deggendorfer Brauhaus startet fulminant
Vorab haben Robert und seine Frau Linda viele Biere probiert die in der Region erhältlich sind. So fand er eine Lücke in der er sich geschmacklich ansiedeln wollte. Wichtig war, sich von der Konkurrenz abzusetzen, trotzdem sollte das Bier natürlich die regionalen Vorlieben treffen. Und, dass diese bereits in innerhalb weniger Kilometer oft deutlich unterschiedlich sind wissen wir aus eigener Erfahrung von vielen Brauereibesuchen. Das Kunststück gelang, ein Bier zu brauen das den Deggendorfern und auch dem Chef selbst schmeckt! Denn niemals würde Robert ein Bier verkaufen, hinter dem er nicht voll stehen kann! Das Rezept von Braumeister Max konnte alle gestellten Kriterien erfüllen und das erste Bier aus dem Deggendorfer Brauhaus war geboren, das Deggendorfer Hell!
Das der allererste Sud ein Volltreffer ist, kommt nicht allzu oft vor. Doch hier passte einfach alles! Insgesamt 36 Paletten wurden abgefüllt. Das Sudhaus welches Robert erst im März 2023 in Betrieb genommen hat funktionierte.
Und Braumeister Max hat seinen Job vorzüglich gemacht! Nur noch wenige Tage bis zum Verkaufsstart und die Spannung stieg in einer steilen Kurve nach oben. Wird unser Bier bei den Deggendorfern ankommen? Die Antwort war „JA“! Das ist es! Und zwar bombastisch! Bereits vor Ladenöffnung standen die Menschen vor den Getränkemärkten Schlange. Nach drei Stunden riefen die ersten Märkte bei Linda an. „Kannst du nochmal liefern“ ? Im Internet wurden Tipps gehandelt wie „Leute, am Bahnhof in Plattling gibt’s noch ein paar Flaschen“ oder „War grad beim Nahkauf, die haben auch noch was“. Ein Start der maximal positivsten Seite! Doch mangelnde Verfügbarkeit kann auch zum Problem werden! Robert sah das durchaus auch kritisch. Wenn Kunden nicht beliefert werden, können Stellplätze in den Märkten verloren gehen. Endkunden könnten das Interesse verlieren, da es ihnen schlicht nicht möglich war das Bier zu kaufen.
Sympathische Deggendorfer und ein Lob für Stadt und Oberbürgermeister Christian Moser
Doch die Bierfans zeigten an dieser Stelle großes Verständnis und das Deggendorfer Brauhaus arbeitet weiterhin kräftig an der Erhöhung der Kapazitäten und Ausschlagsmenge! Die bisherigen Rückmeldungen der Kundschaft waren zu 99% überragend! Manche Personen fuhren Robert sogar mit dem Auto nach, wenn sie den LKW des Deggendorfer Brauhaus gesehen haben, um ihm zu gratulieren. Noch heute bekommt die Brauerei regelmäßig Mails mit viel Lob von den Endkunden. Und Robert gibt das Lob gerne zurück. Mehrmals erwähnte er im Laufe unserer Gespräche wie begeistert er von den Menschen in Deggendorf und deren lockerer und sympathischer Art ist. Auch über die Stadt Deggendorf spricht er äußerst positiv! „Die Unterstützung vom Oberbürgermeister und der Stadt war großartig. Sie machen viel Werbung und sprechen überall sehr wohlgesonnen über unserer Brauerei“
Dann hocken da plötzlich die Leute mit deinem Bier! Und mit deinen Gläsern!
Eine Frage die wir uns noch gestellt haben: Wie feiert eigentlich der Chef einen solchen Erfolg bereits am ersten Verkaufstag ? Fette Party in der Brauerei bis die Fetzen fliegen ? Weit gefehlt! Robert war nach dem Auslieferungsmarathon erstmal fix und fertig, mit Leuten die das Bier bereits probiert haben, hatte er an diesem Tag noch gar nicht gesprochen. Kam hier vielleicht doch zumindest ein Hauch Angst vor der eigenen Courage auf ? „Ich ging Abends erstmal zum Griechen und dachte mir dann: Ach komm, jetzt geh ich einfach mal beim „Kleinen Kamel“ (Anm. d. Red.: Cafe-Bar in Deggendorf) vorbei. Dann hocken da alle da und trinken dein Bier und deine Gläser stehen auf dem Tisch. Die Leute wollten mit mir Selfies machen. Da hab ich erst wirklich realisiert, was grade passiert ist“.
Als Robert uns das alles erzählt, vermittelt er dabei eine unglaublich bodenständige, sympathisch und fast schon väterliche Art und Weise. Durch seine ruhige Stimme hat man das Gefühl, den Fels in der Brandung bei Sturm und hohen Wellen vor sich zu haben. Und dann taucht es immer wieder auf, dieses Leuchten in den Augen und die Freude beim Erzählen der vielen kleinen Erfolge auf dem Weg zum großen Ganzen! Robert bringt das so authentisch rüber, dass man fast meint, selbst dabei gewesen zu sein!
Nach über drei Stunden im Brauhaus hätten wir noch ewig weiter reden können und tausende Fragen gehabt. Doch irgendwann geht auch der schönste Vormittag zu Ende! Wie verlassen das Gelände mit unglaublich vielen positiven Eindrücken und freuen uns schon jetzt darauf auch in der Zukunft noch viele Male vom Deggendorfer Brauhaus berichten zu dürfen. Dem was Robert und seine Frau Linda hier mit Hingabe und Leidenschaft geschaffen haben, zollen wir aller höchsten Respekt! Es war uns eine Ehre bei euch gewesen zu sein und wir werden in Zukunft ganz sicher hin und wieder mal an euere Tür klopfen, um zu schauen wie’s euch so geht und was es Neues aus dem Deggendorfer Brauhaus gibt!
Danke und bis bald,
Euere BavarianBeerDudes aus Regenstauf in der Oberpfalz!
Hier geht’s zum Deggendorfer Brauhaus
Hier geht’s zu unseren anderen Brauereiberichten
Besucht uns auch auf Facebook und Instagram!
Im nächsten Brauereibericht sind wir zu Gast in der Brauerei Kanone in Schnaittach