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Altstadtbräu – Herzblut und Handwerk

die Suche nach Brauereien, über die wir euch berichten wollen, ist oftmals nicht leicht. Schließlich geht es nicht darum irgendwohin zu fahren und einen Artikel zu schreiben, nur um unsere Leserschaft bei Laune zu halten. Wenn wir eine Brauerei in’s Visier nehmen, dann laufen bereits im Vorfeld umfangreiche Recherchen. Wie hoch ist der Ausschlag? Handelt es sich um eine von Großkonzernen unabhängige Brauerei? Wird hier nach dem Bayerischen Reinheitsgebot gebraut? Wie lautet die Geschichte der Brauerei und passte sie in unser Konzept bzw. entspricht sie unserem Leitmotto „Erhalt und Förderung der Bayerischen Brau- und Bierkultur?“. Wie oft im Leben muss man meistens irgendwo Abstriche machen, nicht so bei unserem letzten Besuch! Da landeten wir einen Volltreffer, der all unseren Kriterien entspricht und diese sogar übererfüllt. Der Altstadtbräu aus Neunburg vorm Wald in der Nördlichen Oberpfalz lässt sich mit Fug und Recht als „Jackpott“ für unseren Blog und für die Neunburger Bierfans bezeichnen.

Erst die Brauerei, dann der Braukurs

Die Anfahrt zum Altstadtbräu durch die verwinkelten Gassen Neunburgs gestaltete sich etwas schwierig. So drehten wir dann zuerst ratlos die ein oder andere Runde, bis uns schließlich Brauer Ernst Eckl in die richtige Straße lotste. Beim Betreten des Gebäudes stieg uns sofort ein schon lange liebgewonnener Duft in die Nase, der des ehrlichen Handwerks! Co-Chefin Melanie Schreiner bringt gerade in Handarbeit die Etiketten auf den Bierflaschen an. Wir setzten uns dazu und sprechen mit ihr, Ernst Eckl und Matthias Meier über die Entstehung der Brauerei. Im Jahr 2006 starb der ursprüngliche Besitzer, die Nachkommen führten das Unternehmen noch einige Jahre fort. 2015 schlossen sich dann die Pforten für immer, so mögen die meisten zumindest gedacht haben.

Wie wir alle wissen, leben wir aktuell in einer Niedrigzinsphase, Geld auf der Bank bringt nichts ein,
es kostet sogar. Eine Kluge Investitionsmethode sind daher Immobilien. So dachte auch das Altstadtbräu-Team und erwarb die ehemalige Brauerei 2018 ursprünglich als reines Renditeobjekt, samt dem gesamten aber bereits recht antiquierten Brauereiequipment. An das Brauen von Bier verschwendete man zu diesem Zeitpunkt aber noch keinen Gedanken. Hier gab das Schicksal den entscheidenden Anstoß. Anlässlich seines Geburtstages bekam Matthias einen Braukurs geschenkt den er zusammen mit Ernst besuchte. Im Anschluss reifte langsam der Gedanke es mal selbst mit der Herstellung des flüssigen Goldes zu versuchen. „Aber wie greifen wir sowas am besten an?“ haben Sie sich gefragt. „Oh, wir haben ja eigentlich schon ne Brauerei, lass uns das doch mal versuchen“.

Sudkessel vom Weltschiedsrichter

Gesagt, getan! Zuvor stand jedoch eine enorm aufwändige Renovierung an. Kein Stein wurde auf dem anderen gelassen. Die komplette Wasserversorgung sowie Elektrik wurde komplett in Eigenregie erneuert. Allein vier Wochen hat das Team ausschließlich geflext und gestemmt. Und nebenbei musste man sich auch noch um das nötige Equipment kümmern. Die vorhandene Anlage war nicht mehr zu gebrauchen, rund 1 Million Euro hätte man in die Sanierung investieren müssen. Für eine neue, in Nebentätigkeit betrieben Brauerei ein schier aussichtsloses Unterfangen. So entschloss man sich erstmal „klein anzufangen“. Im Internet recherchiert wurde man schließlich fündig und konnte einen Speidel Braumeister gebraucht aber in gutem Zustand erwerben.

Beim Abholen der Anlage dann die Überraschung. Ernst dachte sich schon die ganze Zeit „Mensch den Kerl kenn ich doch irgendwo her“. Niemand geringeres als Dr. Markus Merk, FIFA Weltschiedsrichter 2004, 2005 und 2007, stand vor Ihnen und half den Speidel Braumeister aufzuladen. Jetzt wissen wir das Bierbrauen ein Hobby quer durch alles Gesellschaftsschichten ist, auch bei den Promis.

Altstadtbräu setzt Fokus auf Bayerische Helle

In der Brauerei läuft der Speidel auf Hochtouren, soviel die Zeit bzw. Lagerkapazität zulässt. Aktuell wird „nur“ ein Helles gebraut. Das treibt man beim Altstadtbräu zur Perfektion. Aus unserer Sicht bedarf es allerdings keinerlei weiterer Optimierungen mehr. Eine voluminöse und stabile Schaumkrone, dass Hopfenbetonte Aroma, sowie die süffige Rezenz und der Bierkörper ließen uns mit der Zunge schnalzen. Wenn du dir von dem Bier ne Flasche aufmachst, bleibts definitiv nicht dabei, mindestens ein weiteres ist unabdingbar :-). Wir warten schon sehnsüchtig auf zusätzliche Biersorten. „Klar ist es ein Traum auch noch ein Weissbier zu brauen, aktuell konzentrieren wir uns aber auf das Helle“. Diese Entscheidung können wir nachvollziehen, schließlich ist das Bayerische Helle aktuell die Biersorte mit dem meisten Wachstum in Deutschland. Der Fokus darauf ist somit auch ein Stück weit eine unternehmerische Entscheidung, schließlich muss eine Brauerei auch rentabel sein, um die Zukunft zu sichern.

Dazu beitragen können wir, die Liebhaber klassischer bayerischer Biersorten. Unser Apell geht somit auch an die Bevölkerung in Neunburg vorm Wald und Umgebung. Beim Altstadtbräu wächst etwas Großartiges heran. Wer vor-Ort lebt und gerne Bier trinkt, darf sich verpflichtet fühlen Melanie, Ernst und Matthias die Bude leer zu kaufen. Die drei Stecken viel Liebe, Zeit und Geld in das Projekt. Das Bier schmeckt hervorragend und die Zutat „Herzblut“ schmeckt man bei jedem Schluck heraus. Also, auf geht’s und holts eich a Kistl vom Altstadtbräu! Beim allerersten Rampenverkauf wurden übrigens 1000 Liter auf 45 Minuten verkauft, die Marke muss sich doch noch Knacken lassen 😉

Ernst der Handwerker-König

Neben dem Bier brauen, gibt es noch ein weiteres Projekt, das in Angriff genommen werden soll.
Mit zur Brauerei gehört ein alter Gewölbekeller der sich perfekt für eine Gastronomie eigenen würde. Beim Betreten haben wir vor unserem geistigen Auge schon gesehen, wie ganz viele Menschen drinsitzen und die Gläser heben. Seit 2008 ist der Keller geschlossen. Die Gemäuer stehen unter Denkmalschutz. Eine Sanierung erfordert langwierige Genehmigungen und erzeugt viel Aufwand beim Umbau.

Zum Glück gibt es da den Ernst, eine Genie nicht nur beim Bier brauen. „Der Ernst hat handwerklich so ziemlich alles drauf“ erzählt uns Matthias. Elektrik, Instandhaltung, einen Flaschenfüller bauen, alles kein Thema für Ernst. Eine geniale Idee, die wir so noch in keiner Brauerei gesehen haben, sind die Rollen welche sich nahezu an allen Gegenständen befinden, die bewegt werden können. Sogar der Tisch, an dem wir sitzen und unser Bier genießen oder das Waschbecken stehen auf Rollen. Kleine Modifikation, große Wirkung! So lässt sich alles relativ schnell, einfach und ohne viel körperlichen Kraftaufwand umstellen.

Flaschenfüller made by Ernst!

Beim Altstadtbräu stimmt alles

Für uns geht ein faszinierender und süffiger Nachmittag langsam zu Ende. Wir sitzen noch gemütlich am Holzofen zusammen, trinken die ein oder andere Halbe und philosophieren mit Matthias und Ernst über die schönste Nebensache der Welt, dass Bier! Es war ein Ausflug, der uns wieder vor Augen geführt hat, was Menschen mit Händen und Herzblut erschaffen können. Das Projekt „Altstadtbräu“ steht noch am Anfang und wird von den Mitwirkenden wie ein zartes Pflänzchen gehegt und gepflegt. Es ist jedoch nur noch eine Frage der Zeit, bis das Pflänzchen aufblüht und was ganz Großes daraus wird. Anders können wir es uns nicht vorstellen, denn hier stimmt einfach alles. Die Menschen, dass Produkt, die Konzepte und Ideen! Prost auf eine erfolgreiche Zukunft!

Euere BavarianBeerDudes

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