Der Mensch ist visuell geprägt, unser Gehirn zeichnet bei so gut wie jedem Gedanken ein Bild. Gespeist werden die Bilder durch Informationen, die wir im Laufe unseres Lebens aufgenommen haben. Probiert es einfach aus, denkt z.B. an ein Auto. Was fällt euch dazu ein ? Vermutlich ein Wagen den ihr selbst bereits gefahren habt oder gerne fahren würdet. Das funktioniert auch andersrum. Denkt nicht an einen rosa Elefanten! Na, was habt ihr gemacht? Ziemlich sicher rannte ein rosa Elefant an eurem geistigen Auge vorbei. Als Autor dieses Textes frage ich mich gerade selber wie ich jetzt eine geschickte Überleitung zum eigentlichen Thema, der Brauerei Hofmark aus Loifling schaffe. Aber eigentlich ist es ganz einfach. Ich habe euch die Geschichte vom Auto und rosa Elefanten erzählt um zu verdeutlichen wie es uns geht, wenn wir die Worte „Bayerische Traditionsbrauerei“ hören. Immer häufiger sehen wir dann die Brauerei Hofmark, die wir vor ein paar Wochen besucht haben, vor unserem geistigen Auge. Eben wie im Bilderbuch! Warum das so ist, was die Brauerei ausmacht und welche Geschichte hinter ihr steht, möchte wir euch in diesem Artikel erzählen.
Was ist eigentlich eine Hofmark ?
Eine „Hofmark“ ist ein Begriff aus dem mittelalterlichen Recht im Herzogtum Bayern. Er bezeichnet ein bestimmtes Territorium eines gewöhnlich adeligen Grundbesitzers, der für die Untertanen der Hofmark die politische, wirtschaftliche und richterliche Obrigkeit (niedere Gerichtsbarkeit) ausübt. Eine Hofmark war quasi ein Staat im Staate. Loifling in der Oberpfalz war Sitz einer solchen Hofmark. Der Ursprung der Brauerei liegt dort in einer feuchten, sumpfigen Gegend aus der ein Felsen hervorragte. Hier wurde im 14. Jahrhundert ein Wohnturm errichtet und über die Jahre zum Wasserschloss weiterentwickelt. Mitte des 15. Jahrhunderts wird Loifling Sitz der Familie Poysl, die dort mindestens seit 1480 eine Brauerei betreibt. Noch heute befindet sich neben dem Schloss ein Vierseithof mit Biergarten und dem Wirtshaus „Zum Hofmark-Bräu“, in deren Gemäuern die Brauerei ehemals untergebracht war. Dort wurde ursprünglich Braunbier hergestellt. Unweit von Loifling gab es noch eine Weissbierbrauerei, auf Geheiß der Gebietsherren wurden beide Brauereien zusammengeführt.
Brauerei Hofmark und der Loiflinger 5er
Nach 1750 wird die Brauerei im Nordflügel der Schlossanlage neugebaut. Bis 1815 waren Schloss und Ländereien im Besitz der Familie Poysl. Als Johann Nepomuk Freiherr von Poysl in Konkurs fällt, wird der Besitzt versteigert und wechselt mehrfach den Besitzer. Nach Ende der hofmärkischen Verwaltungsstrukturen, erwarb Joseph Kolbeck die Brauerei im Jahr 1888 und übergab sie noch vor dem ersten Weltkrieg an seinen Sohn Max Kolbeck. Die Geschäfte ließen jedoch zu Wünschen übrig, es wurde dringend eine Finanzspritze gebraucht. Und Geldnot macht ja bekanntlich oft erfinderisch. In größter Not griff man dabei zu einer eher unorthodoxen Lösung und stellte den schnöden Mammon in Form von 5- und 2-Mark Münzen in einer Fälscherwerkstatt einfach selber her. Dieses Geschäftsgebaren flog jedoch auf und wurde mit Freiheitsstrafen geahndet. Bekannt sind die Fälschungen auch unter dem Namen „Loiflinger 5er“.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Brauerei an den heutigen Standort verlagert und wechselt in den in den darauf folgenden Jahren erneut den Besitzer. Diesmal ging das Unternehmen an die Familie Häring aus Reichenbach. Paul Häring war Braumeister und tüchtiger Geschäftsmann. Er änderte den Namen des Unternehmens in „Häring-Bräu“ und verpasste den Bieren den Namen „Hofmark-Biere“! Die Entwicklung der Brauerei schritt fort, bis ihr der 2. Weltkrieg einen Strich durch die Rechnung machte. Ein neu bestelltes Sudhaus konnte nicht mehr geliefert werden, die Komponenten wurden für den Bau von Granaten benötigt. Nach Ende das Nazi-Wahnsinns machte sich Paul Häring erneut an’s Werk, ehe er 1960 leider viel zu Jung verstarb. Die Brauerei viel nun in die Hände seines ältesten Sohnes Paul C. Häring, dem Schwiegervater des heutigen Inhabers Burkhart Cording.
Expansion in die Neuen Bundesländer
Als 1989 die Mauer fiel, versuchten viele westliche Unternehmen im Markt der neuen Bundesländer Fuß zu fassen. Auch in der Brauerei Hofmark dachte man lange darüber nach und wurde schließlich mit dem Zukauf der „Berliner Bürgerbräu“ tätig. Fortan legte man viel Kraft und Zeit in den Aufbau eines Kundenstammes für die Berliner Brauerei. Um Näher am Geschehen zu sein, verlegte die Familie ihren Wohnort in die heutige Bundeshauptstadt. Mitunter kann es jedoch schwierig sein auf zwei Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Da spürte man auch in Loifling, als in Berlin die Sudkessel hochgefahren wurden, war der Absatz in der Heimat rasant rückläufig. Von fast 20.000 HL Ausschlag p.a., sank die Produktion auf eine fast nicht mehr nennenswerte Menge. Die Anlagen verwaisten zunehmend, eine Geschäftsschließung war nicht mehr undenkbar. Es musste eine Lösung her! Und die kam 2008, in Form von Burkhart Cording und seiner Frau Claudia Cording.
Anwalt und Ärztin bändigen Hopfen und Malz
Die Beiden waren fest entschlossen die Brauerei Hofmark wieder auf Kurs zu bringen und steckten Herzblut, Leidenschaft, viel Zeit und nicht zuletzt auch erheblich finanzielle Mittel in die Rettung des Unternehmens. „Es war für uns ein großer emotionaler Schritt und nicht der Gedanke an Profit der uns antrieb. In einer Familie gibt es eben Dinge die man einfach tun muss und dann tut man sie auch! Außerdem ist die Brauerei ein Stück Bayerische Kultur, dass wollten wir erhalten“, erzählt Cording. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, die Konkurrenzdichte ist besonders in Bayern enorm.
Dazu muss erwähnt werden das die beiden nicht vom Fach waren. Burkhart Cording ist Anwalt, seine Frau Ärztin. Vielleicht lag aber genau darin das Erfolgsgeheimnis. Strategie und Handwerk, die jetzt eben auf eine andere Art & Weise zu tragen kamen. Und der Plan ging auf! Neben umfangreichen Investitionen wurde ein tragfähiges Konzept entwickelt das auf einem Sockel der Authentizität und Bodenständigkeit ruht. „Wir versuchen uns vernünftig zu entwickeln. Versprechen werden gehalten, wenn wir etwas sagen dann stimmt das auch. Man muss durch Leistung überzeugen!“, erzählt Cording.
Zu einer gesunden Entwicklung gehört jedoch auch, seine eigenen Geschäfte und Prozess einer ständigen Prüfung zu unterziehen und wenn nötigt, zu korrigieren. So wurden Craftbiere wieder aus dem Programm genommen. Die Zusammenarbeit mit BrewDog, deren erster Distributor in Deutschland die Brauerei Hofmark war, eingestellt. Nicht nur weil der Craftbier Markt seit Jahren in Deutschland konstant Rückläufig ist oder es sich dabei eher um ein städtisches Thema handelt. Primär wollte man sich wieder auf seine Bayerischen Wurzeln besinnen.
Brauerei Hofmark ist im Bayerischen Wald zuhause und in Bayern daheim
Die Verbundheit zur Heimat ist groß! Man schätzt den Bayerischen Wald, seine Natur und die Menschen. Oberpfalz und Niederbayern, auf diese Gebiete legt man die volle Konzentration, dort haben die Biere der Brauerei Hofmark ihr Zuhause, ihre Fans! Und die können aus einer breiten Palette, teils Preisgekrönter Biersorten, auswählen! Mehrere European Beestars und auch DLG Prämierungen konnte Braumeister Jan Opper mit seinem Team nach Loifling holen. Absolute Renner sind momentan das Helle in der Bügelverschlussflasche, Zwickl und Märzen. Persönlich möchten wir auch besonders das Pils hervorheben. Dessen Aromatik bedarf fast schon einer eigenen Stilkategorie und besitzt ein Geschmacksprofil das uns selbst unter Anbetracht der hohen dreistelligen Zahl an Bieren die wir bereits verkostet haben, nachhaltig beeindruckt!
Übrigens handelt es sich dabei um ein Bio Bier, von denen die Brauerei Hofmark neben den „klassischen“ Bieren, mehrere Sorten im Angebot hat. Seit Sommer 2022 werden außerdem Biere der Brauerei „Hintereder“ nach Originalrezept in Loifling gebraut. Die ehemalige Brauerei aus Chammünster stellte den Betrieb Anfang 2022 ein, durch die Brauerei Hofmark bleiben Marke und Bier erhalten!
Ihr als aufmerksame Leser unseres Blogs habt sicherlich bereits bemerkt, dass die Produktpalette der Loiflinger durchaus umfangreich ist. Allein vier verschiedene Helle sind im Angebot. Da könnte schnell die Vermutung aufkommen „Naja, dass wird halt ein und das selbe Bier in verschiedenen Flaschen sein“. Aber dem ist nicht so, und darauf ist man zurecht stolz! „Jedes Bier hat sein eigenes Rezept, seinen eigenen Charakter und seine eigene Identität“, erzählt uns Burkhart Cording. Und wir selbst wissen das dies beileibe keine Selbstverständlichkeit ist!
Azubis erfahren große Wertschätzung in der Brauerei Hofmark
Um dieses Pensum zu stemmen, braucht es kompetente und motivierte Fachkräfte. Die zu finden stellt auch die Braubranche vor schwierige Herausforderungen. Mit Braumeister Jan Opper konnte die Brauerei den richtigen Mann an Land ziehen. Der gebürtige Hesse lebt und liebt Bier, hat eine unheimlich detaillierte Fachexpertise und schafft es komplexe Zusammenhänge anschaulich und leicht verständlich zu erklären. Und nicht zuletzt braut er einfach tolles Bier! Der ideale Mann um junge Menschen auszubilden! Darauf legt die Brauerei viel Wert, unter den ca. 15 Mitarbeiter sind einige Auszubildenden, und jedes Jahr versucht man erneut einer jungen Damen oder einem jungen Mann eine berufliche Perspektive, auch über die Lehre hinaus, zu geben und so die Fachkräftenot zu entschärfen. Auch wenn es die jungen Menschen einmal wo anders hinzieht, so bleibt der Kontakt zur Brauerei noch über Jahre erhalten. Ein Faktor der definitiv für die Ausbildungsqualität bei der Brauerei spricht!
Tradition, Geschichte und einfach tolle Biere
Der Besuch in der Brauerei wird uns lange in Erinnerung bleiben und auch wir freuen uns darauf, den Kontakt über die nächsten Jahre zu halten und unseren Lesern über Neuerungen zu Berichten. Die Brauerei Hofmark ist ein traditionsreiches Unternehmen wie es Bayerischer kaum sein könnte. Viel Geschichte, nette Menschen in der Verantwortung, die sich hingebungsvoll um die Brauerei und ihre Mitarbeiter kümmern, Biere mit eigener Identität und Charakter. Genau solche Attribute haben uns vor Jahren dazu bewogen diesen Blog zu starten, für genau solche Brauereien brennen wir und möchten ihnen im Rahmen unseres Leitspruches „Förderung und Erhalt der Bayerischen Braukultur“ eine Plattform auf unserem Blog bieten!
Wir bedanken uns bei Burkhart Cording, Rainer Wagner und Jan Opper für den Empfang und den Unterhaltsamen Nachmittag! Wir hoffen auf eine baldige Fortführung unserer Zusammenarbeiten in geeigneten Rahmen! Bis dahin wünschen wir euch alles Gute. Bleibt wie ihr seid und macht weiter das, was ihr eben macht. Aromatische und genussvolle Bayerische Biere!
Bis bald,
Euere BavarianBeerDudes
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Im nächsten Brauereibericht sind wir zu Gast in der Schlossbrauerei Hirschau