Du betrachtest gerade Brauerei Kanone – Fränkische Biertradition mit aromatischen Kanonenschlag

Brauerei Kanone – Fränkische Biertradition mit aromatischen Kanonenschlag

Wir versetzen uns zurück in’s 18. Jahrhundert. Auf der Festung Rothenberg in Schnaittach lauern die Kanoniere, den Blick stets in’s Weite gerichtet und den Feind erwartend. Es ist ein klirrend kalter Tag, ein eisiger Wind dringt durch die Maueröffnung aus dem die Rohre der Kanonen ragen. Ausharrend unter dem ständigem Zug, der den Soldaten mit Schnee und Sturm in’s Gesicht weht und den Bart langsam einfrieren lässt, richten sie ihre Gedanken an den einen, wichtigen Zeitpunkt dieses Tages! „Feieromd, ab in’d Brauerei Kanone und a kühl’s Seidla süffeln“.

Wir geben zu, in den Geschichtsbüchern ist nicht vermerkt, ob es exakt so wie in unserer Vorstellung verlaufen ist. Weit hergeholt ist es allerdings nicht! Die Brauerei Kanone hat ihren Namen tatsächlich von den Kanonieren auf der Festung, die sich ihr Bier bereits vor hunderten Jahren in den Räumlichkeiten der heutigen Brauerei Kanone schmecken ließen. Was wir aber ganz sicher wissen, ist das Braumeister Christian, seine Familie und die Mitarbeiter dort exzellente Biere brauen! Wir haben die mittelfränkische Brauerei Anfang Dezember besucht und sind schnurstracks zu echten Fans der Kanone avanciert! Die Biere sind äußerst aromatisch, bringen einen satten Geschmack in den Mund und weisen einen einzigartigen Charakter auf! Wir widmen diesen Beitrag dem handwerklichen gebrauten, fränkischen Bier und erzählen euch die Geschichte der Brauerei Kanone von der Gründung bis zum heutigen Tag. Lasst uns beginnen!

Betreiberfamilie Löhr ist seit 1750 in Schnaittach ansässig

Das Anwesen in der Ortsmitte, an dem wir an diesem Tag zusammen mit Christian im gemütlichen Bräustüberl sitzen, existiert seit dem Jahr 1560. Im Laufe des 30-Jährigen Krieges wurde es komplett zerstört und anschließend wiederaufgebaut. Ursprünglich war auf dem Gelände eine Schmiede beheimatet, die zusammen mit einer Landwirtschaft betrieben wurde. Im Jahr 1750 kamen die Vorfahren der heutigen Betreiberfamilie Löhr aus dem Bamberger Land nach Schnaittach und siedelten sich dort an. Im Jahr 1867 erwarb die Familie das Anwesen der heutigen Brauerei. Zu dieser Zeit wurde in der Kanone jedoch noch kein Bier gebraut. Das geschah im Kommunbrauhaus der Stadt Schnaittach. Insgesamt 21 Kommunbrauer übten dort zwischen 1886 und 1905 ihr Braurecht für Privatgebrauch und den Gaststättenverkauf aus, darunter auch die Familie Löhr.

Im Jahr 1905 gab man das Schmiedehandwerk auf und lebte ausschließlich von Landwirtschaft und der eigenen Gaststätte. Das im Kommunbrauhaus gebraute Bier wurden in den Kellern der Gaststätte vergoren und dort verkauft. Zwischen 1941 und 1947 wurde Ferdinand Löhr in den 2. Weltkrieg eingezogen und geriet in Gefangenschaft. Die Brautätigkeiten im Kommunbrauhaus musste ruhen, stattdessen wich man auf die Klosterbrauerei Weißenohe aus und ließ den Gerstensaft dort im Lohnbrauverfahren herstellen. Mit Pferdefuhrwerken wurde das Bier dann in die Gaststätte gebracht.  1949 fand der Abriss des Kommunbrauhauses in Schnaittach statt. Die Gemeinde wollte kein weiteres Geld mehr in Renovierung und Instandhaltung investieren. So entschied sich Familie Löhr ein eigenes Sudhaus am heutigen Standort in der Bayreuther Str. 3 aufzubauen. Der erste Sud wurde schließlich am 22.11.1956 eingebraut.

A Seidla is was gscheits! Brauerei Kanone schätzt die Fränkische Brauereivielfalt

Als der Juniorchef uns das erzählt, merkt man den Respekt für seine Vorfahren der in seinen Worten mitschwingt. Er ist stolz auf das, was geschaffen wurde und möchte die Traditionen fortführen. Die gesamte Familie ist dem Bier sehr verbunden. Vater, Mutter und Opa sind allesamt Braumeister(in). Logisch das auch Christian nach der Ausbildung in Weihenstephan studiert hat. Aktuell führen seine Eltern den Betrieb, eine Übernahme durch Christian ist in einigen Jahren angestrebt. Wir lernen den 33-Jährigen Braumeister als bodenständigen und wertegetriebenen Menschen kennen, der Bier nicht nur liebt, sondern auch lebt! Er ist absoluter Fan der Fränkischen Bierkultur. Die hohe Dichte der Brauereien in Franken sieht er nicht als nachteilig im Geschäft, ganz im Gegenteilt! „Wegen mir könnte es noch viel mehr Brauereien geben. Jede einzelne trägt etwas zur Gesellschaft bei, jede Brauerei steht für etwas anderes und letztendlich Fischen sowieso alle im gleichen Teich“.

Er selbst mag am liebsten kräftige, charakterstarke Biere die gerne auch mal gut gehopft sein dürfen. Für ihn beschreibt das Fränkische Wort „Seidla“ genau diese Art von Bier. „Wenn ein Franke sagt „Lass uns ein Seidla trinken“ das heißt das „was Gscheits“!, erzählt er uns mit einem nicht zu verleugnenden Leuchten in den Augen. Und genau so hält es die Brauerei Kanone auch beim Brauen ihrer eigenen Biere. Stellvertretend für die gesamte Produktpalette der Mittelfranken möchten wir an dieser Stelle das nagelneue und leider schon ausverkaufte Winterbier „Schneekanone“ herauspicken, um die Philosophie der Brauerei deutlich zu machen.

Winterbier „Schneekanone“ war ein Familienprojekt

Die Idee dazu entstand vor rund einem Jahr und die ganze Familie hat bei diesem Projekt mitgearbeitet. Am Anfang stand ein Brainstorming unter dem Motto „Was passt zum Winter?“. Ein satter und wärmender Malzkörper mit Röstaromen! Christians Mama steuerte die passende Malzmischung bei. Aber auch der Hopfen sollte nicht zu kurz kommen und dem Bier hinten raus eine feinherbe Note verleihen. Entschieden hat man sich für die Hopfensorte „Polaris“. Die passt nicht nur namentlich wie die Faust auf’s Auge sondern verleiht der Schneekanone mit seinem Aromenprofil eine frische Note. Was fehlt jetzt noch ? Klar, ein einschlägiger, zum Thema passender Name! Lange wurde hin und her überlegt, bis es die Familie bei einem Winterspaziergang auf den verschneiten Wegen Schnaittachs wie ein Blitz traf! SCHNEEKANONE, dass ist es!

Anschließend ging es in die Detailplanung, bis schließlich im Juli 2023 ein 50 Liter umfassender Testsud eingebraut wurde. Hier und da noch ein wenig an den Stellschrauben der Braukunst gedreht und die Schneekanone erblickte das Licht der fränkischen Bierlandschaft! Nun stellte sich noch eine Frage „Wie wird es bei unserer Kundschaft ankommen“ ?  Die war allerdings in kürzester Zeit beantwortet. Das Bier schlug ein wie eine Kanone! Gebraut wurde nur ein einziger 45 Hektoliter Sud der binnen weniger Wochen restlos ausverkauft war. Eine Verkostung des Bieres findet ihr am kommenden Freitag in unseren Social Media Kanälen und ab Montag hier bei uns im Blog!

Wir BavarianBeerDudes haben uns in letzter Zeit häufig über das Bier ausgetauscht und jedes Mal fiel der selbe Satz: „Da könnt ich mich reinlegen“. Wem nun das Wasser im Mund zusammenläuft, muss sich leider ein Jahr gedulden. Ab Anfang/Mitte November 2024 wird es wieder erhältlich sein. Wer nicht solange warten will, kann sich die Zeit mit den anderen Bieren der Brauerei auf höchstem aromatischen Niveau verkürzen. Oder er versucht sein Glück im urigen Kanone Bräustüberl!

Kanone Bräustüberl wieder bewirtschaftet und warum der Pabst warten muss

Das war bis Anfang 2023 eigentlich gar nicht in Betrieb, 15 lange Jahre wurde dort kein Bier mehr ausgeschenkt. Wie an so vielen Orten außerhalb der Metropolen machte das Wirtshaussterben auch in Schnaittach nicht Halt. Ein Betrieb nach dem anderen musste die Pforten schließen und gesellschaftliche Treffpunkte gingen verloren. Auch die Corona-Pandemie zwang viele Betriebe in die Knie, dass Bier wurde jetzt im heimischen Wohnzimmer genossen. Aber gottseidank gibt es ja Andy & Tobi! Die beiden Kumpels von Braumeister Christian konnten sich mit der Situation nicht abfinden und kamen mit der Idee das Kanone Bräustüberl zu pachten und zumindest einmal im Monat aufzusperren, auf die Brauerei zu. Die heißersehnte Eröffnung fand schließlich im April 2023 statt und die Resonanz aus der Bevölkerung war sagenhaft!

„Die Leute sind einfach glücklich wenn sie bei uns sind. Im Wirtshaus sind alle Menschen gleich. Egal welcher Schicht sie angehören. Jeder sitzt mit jedem am Platz und man versteht sich einfach“, erzählt uns Christian. Den Satz „alle Menschen sind gleich“ kann man heutzutage ja schon fast als „geflügeltes Wort“ bezeichnen, besonders in bestimmten elitären Kreisen aus Politik und Wirtschaft wird gerne dazu gegriffen um den Menschen zu suggerieren, das niemand besser oder schlechter behandelt wird. Nur um dann festzustellen das manchen dann eben doch „Gleicher“ als andere sind. Ganz anders im Kanone Bräustüberl. Dort ist das Bierernst gemeint! Das verdeutlicht uns Christian mit den Worten: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Bei uns im Wirtshaus gibt es keinerlei Platzreservierungen. Nicht mal für meine Eltern. Oder für den Pabst. Wenn sie kommen und alles voll ist, dann müssen sie warten, wie jeder andere auch“.

Wer einen Platz ergattern will, sollte sich also sputen, zumal das Bräustüberl nur einmal im Monat geöffnet und das Platzangebot begrenzt ist. Aber es lohnt sich definitiv! Das Wirtshaus strotzt vor fränkischer Gemütlichkeit. Viel Holz, urige Einrichtung, Hopfendolden über der Eingangstür. Eine Art gemütlicher Enge in der kleinen Stube. Als wir an diesem Vormittag das Wirtshaus betreten, ist der Betrieb offiziell noch geschlossen. Trotzdem hören wir sie! Die Stimmen der Menschen, die leidenschaftlichen Diskussionen, die Freude und das Lachen über den ein oder anderen „ausgschamnd“ Witz der am Tisch erzählt wird. Ein oder mehrere kühle Seidla, dazu Schmankerl aus der fränkischen Küche. Herz, was willst du mehr ?

Aromatik, Süffigkeit und Raffinesse zeichnen das Bier der Brauerei Kanone aus

Wir haben uns dort jedenfalls pudelwohl gefüllt und hoffen möglichst bald die Chance ergreifen und dem Kanone Bräustüberl einen privaten Besuch abstatten zu können. An diesem Samstag traten wir nur äußerst ungern die Heimreise an. Denn die Brauerei Kanone stell genau die Biere her, die unser Leben als Bierblogger und Vertreter der Bayerischen Bierszene so schön machen! Satter Körper und „volle Fresse Geschmack“. Ein gewisser „Schuss“ Hopfigkeit. Das alles gepaart mit einer beeindruckenden Süffigkeit und Raffinesse in einer ausgeklügelten, aromatischen Komplexität verleiht dem Bier einen unvergleichlichen Charakter der sich nur schwer duplizieren lässt.

Ein großer Danke geht an Braumeister Christian. Du hast unseren Bierhorizont erweitert und wir können guten Gewissens behaupten das euere Bier in den bisher fast 700 verkosteten aber mal ganz kräftig oben dabei sind! Behaltet euch die Traditionen, Handwerk und das „Leben für’s Bier“ bei. Macht genau so weiter, geht euren Weg und ja, wir sagen es gerne so: „Braut weiter so geilen Stoff!“ Und ganz wichtig, lasst einfach mal ab und zu hören wie’s euch so geht und was es Neues gibt!

Bis bald!

Euere BavarianBeerDudes aus Regenstauf in der Oberpfalz!



Hier geht’s zur Brauerei Kanone
Hier geht’s zu unseren anderen Brauereiberichten
Besucht uns auch auf Facebook und Instagram!
Im nächsten Bericht sind wir zu Gast bei Julia und ihrer Rottal Bräu

Schreibe einen Kommentar