Die Definition von Wahnsinn ist immer das gleiche zu tun aber andere Ergebnisse zu erwarten. Dieser Spruch von Albert Einstein besitzt heute mehr Tragkraft denn je. In der Bierbranche jagt zur Zeit eine Insolvenzmeldung die nächste. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Von der Politik verursachte Faktoren wie die in Deutschland horrenden Energiepreise oder die wirtschaftliche Rezession, sorgen für leere Kassen bei den Konsumenten. Doch damit haben alle Brauereien gleichermaßen zu kämpfen. Welche Gründe gibt es also noch? In einem umkämpften Markt gilt es Dinge Anders zu machen als die Anderen, die Herausforderungen zu analysieren, flexibel zu reagieren und den Menschen das Bier zu geben das sie trinken wollen.
Eben das Gegenteil von dem zu tun was Einstein als „Wahnsinn“ definiert! Die Phrase „Wir machen das so, weil wir das schon immer so machen“ hat längst ausgedient. Jemand der die Dinge schon immer anders als die Anderen gemacht hat, ist Rudi Hirz mit seiner Apostelbräu in Hauzenberg! Dieser Artikel erklärt was die Brauerei und die Biere aus unserer Sicht zu etwas ganz Besonderen machen. Er erzählt die Erfolgsgeschichte des Unternehmens und ist vor allem dem Menschen Rudi Hirz gewidmet. Kommt mit uns auf eine Reise durch die Biererlebniswelt Apostelbräu !


Beim Apostelbräu gibt’s viel zu sehen
An einem Samstagvormittag fahren wir in das niederbayerische Hauzenberg, nahe Passau und unweit der Grenze zu Österreich. Gut gelaunt und mit viel Vorfreude treffen wir bei der Brauerei ein, dort nimmt Rudi uns direkt in Empfang. Nach einem kurzen Plausch geht’s dann auch schon mit einer Tour durch die Brauerei los. Und schnell wird klar, Rudi macht hier nicht einfach nur Bier, er lebt es, mit jeder Faser! Direkt neben der Brauerei hat er einen kleinen Hopfengarten angepflanzt, ein Stück Hallertau in Hauzenberg! In Holzfässern reifen Biere zu einem exquisiten Geschmackserlebnis heran während in anderen Behältern Bieressig angesetzt wird. Ein Biermuseum erzählt die Geschichte des Gerstensaftes und die von Apostelbräu. So viele Eindrücke müssen wir erstmal verarbeiten. Prädestiniert dafür ist die eigene Brauereigastro, Brauliebe Hirz! Dort lassen wir uns auf ein Kaltgetränk nieder und quatschen mit Rudi über seine Geschichte und die der Brauerei.

Apostelbräu geht aus zwei Brauereien hervor und erfindet das Dinkel Bier
Die Grundsteinlegung am heutigen Standort in Hauzenberg war 1965. Und genau wie Rudi selbst ist auch die Apostelbräu ein Kind seiner Eltern. Den sowohl Vater als auch Mutter waren bereits im Besitz einer Brauerei. Seine Mama hatte mit der Weißbierbrauerei Teufel ihr Unternehmen in Neuhaus am Inn, sein Vater betrieb die Brauerei Hirz in Hauzenberg. Um die täglichen Abläufe im Brauereileben zu vereinfachen entschloss man sich die Betriebe zusammenzulegen. Zu Beginn nutzte man das neue Gebäude lediglich zur Abfüllung, dass Bier wurde vorerst weiter in der Brauerei von Rudi’s Vater gebraut.
Auch von einer eigenen Gastronomie auf dem neuen Gelände war man noch weit entfernt. Erst nach und nach wurde das Sudhaus eingebaut und die Brautätigkeiten vollständig verlagert. Rudi war zu diesem Zeitpunkt drei Jahre alt. Ein weiterer Meilenstein war die Einführung und gleichzeitig die Erfindung des allerersten Dinkelbieres im Jahre 1989. Noch heute ist der Schriftzug „1. Original Dinkel Bierbrauerei“ an einer Wand der Brauerei zu lesen.

Rudi selbst war zu dieser Zeit noch nicht vollständig in der heimischen Brauerei tätig. Zuerst einmal ging es zum Barras, im Anschluss bzw. fast überschneidend, absolvierte er dann in Weihenstephan das Braumeister Studium. Nachdem er sich einige Brauereien angeschaut hatte, dauerte es tatsächlich noch bis 2005, ehe er den Apostelbräu vollständig übernahm und seither einige prägende Momente und Wegmarken in der Bierbranche setzen konnte. Bereits drei Jahre später, im Jahr 2008, holte Rudi mit dem Dinkel Bier den ersten World Beer Award nach Hauzenberg.
Nur ein Jahr später ein weiterer wichtiger Impuls, dass First Bavarian Pale Ale erblickte 2009 das Licht der Welt. Zuerst nur für den Italienischen Markt gebraut, fand es einige Jahre später auch den Weg in den Deutschen Biermarkt und war ganz nebenbei das erste Pale Ale hierzulande! Geschafft hat Rudi mit diesem Bier aber vor allem eins, es öffnete ihm Tür und Tor, um mit seinen Produkten in die Vereinigten Staaten vorzustoßen.




Der Weg in die Vereinigten Staaten
Auf die Idee gebracht hat ihn übrigens ein Kumpel der viel in den USA unterwegs war. Er hat den Trend zum Pale Ale frühzeitig erkannt und geahnt das dieser Bierstil auch in Deutschland ankommen wird. Das gab Rudi den entscheidenden Anstoß ein Pale Ale zu brauen. Doch wie kam er damit jetzt über den großen Teich ? Dem ein oder anderen Bierexperten mag vielleicht der Name Matthias Neidhart etwas sagen, er ist Gründer und Inhaber des US-Importeurs „B. United International“ mit Sitz in Connecticut.
Sein Ziel ? Schmackhafte Biere aus Europa in die USA importieren. Spötter mögen jetzt sagen „Naja, egal was du importierst, jedes Bier in Europa schmeckt besser als in den Staaten“. Doch weit gefehlt, auch in der neuen Welt gibt es viele hervorragende Biere, wenngleich sie natürlich nicht ganz an die Bayerischen Vorbilder heranreichen 🙂 Aber um von Neidhart importiert zu werden, musst du im Sudhaus schon was drauf haben!
Das Rudi der richtige Mann dafür ist, wissen wir ja! Neidhart wurde schließlich auf seine Biere aufmerksam und kam sogar aus der USA geflogen um die Brauerei im beschaulichen Hauzenberg anzuschauen. Tatsächlich gab es auch in der renommiertesten Tageszeitung der Welt, der New York Times, einen Bericht darüber. Tür und Tor war nun geöffnet, auch wenn für den Amerikanischen Markt noch die ein oder anderen Modifikationen vorgenommen werden mussten. Die Geschmäcker sind hier und dort dann doch verschieden und am Ende musst du dein Bier ja auch verkaufen. Und ganz nebenbei hatten auch die hiesigen Bierfans davon etwas. So wurde aus dem bereits seit lange existierenden Dinkelbier der Dinkel Bock geboren. Da sagen wir auch hierzulande nicht „Nein“ 🙂

Emmer, Hafer und Roggenbier erobern die Herzen der Bevölkerung
Eine herausragende Leistung die wir als BavarianBeerDudes sehr honorieren, ist der Erfolg den Rudi mit Bieren hinlegt, die einfach Anders sind als die Anderen! Wir möchte dies wirklich außerordentlich loben, denn es mit einem Emmer, Roggen oder Haferbier in die Herzen der Bayern zu schaffen ist durchaus als Mammutaufgabe zu bezeichnen. Die Einstellung „Wir trinken was wir schon immer trinken“ ist bei vielen Menschen im Freistaat immer noch tief in den Köpfen verankert. Doch die Biere kommen hervorragend an und das nicht nur in Bayern. Das Dinkel ist besonders in Norddeutschland sehr gesucht. Bei der Biomarkt Kette „Denns“ gibt es die Biere vom Apostelbräu Flaschenweise in ganz Deutschland zu kaufen.
Wir selbst wurden auf die Biere aufmerksam, als wir in einem Getränkemarkt in Niederbayern auf der Suche nach neuen Kandidaten zur Verkostung waren. In’s Auge gestochen ist uns das urige Etikettendesign und natürlich der Name! Apostelbräu ? Wie kam es denn dazu, lange konnte wir dazu nix finden. Das Treffen mit Rudi Hirz schaffte endlich Klarheit. Ein Wahrsager in Hauzenberg, dessen Vorhersagen nur allzu oft eintrafen, war Namensgeber der Brauerei. Er wurde „Apostel von Hauzenberg“ genannt. Mit übersinnlichen Phänomenen hatte man in Hauzenberg übrigen schon öfter zu tun, wenn sie sich auch im Nachhinein mit einer ganz weltlichen Ursache erklären ließen.



UFO’s über Hauzenberg
Die BILD Zeitung titelte eines Tages gar „Ufo’s über Hauzenberg!“. Aber alles halb so wild! Rudi hat für die Hauseigene Disco Tropicana nur extrem starke Scheinwerfer installieren lassen die in den Nachthimmel leuchteten, diese waren weit über Hauzenberg hinaus sichtbar und führten sogar die Bild Zeitung so sehr in die Irre, das man Aliens dafür verantwortlich machte. Das Tropicana selbst war nicht die erste Disco auf dem Gelände vom Apostelbräu. Vorgänger war die Casino Alm, die wiederum auf den Lindenhof folgte, ein klassisches bayerisches Wirtshaus mit nur ein paar Gerichten auf der Karte, einer schönen Terrasse und einem Händelgrill der dort regelmäßig Halt machte.
Wer heutzutage in der Brauerei einkehrt, darf sich über ein topmodernes Gastrokonzept freuen. Industrial Chic vereint sich mit Bayerischer Gemütlichkeit. Viel Holz, viel Metall und die Bayerische Bierseele mittendrin. Es gibt einen Sudkessel in dessen Inneren sich stilvoll dinieren lässt, alternativ kann man sich auch in das Kühlschiff setzen und dort seinen Gerstensaft genießen. Die Karte gibt das komplette Biersortiment vom Apostelbräu her. Dazu gibt’s Pizza und Burger. Ein Konzept das sehr nah an die US-Taprooms angelehnt ist und dennoch viele Elemente aus der traditionsreichen bayerischen Biergeschichte erhält.
„Viel von dem was ich bei meinen Amerika Reisen und überhaupt auf der ganzen Welt gesehen habe, floss hier mit ein“, sagt Rudi. Beim Apostelbräu hat Bier & Pizza bereits eine lange Tradition. „Pizza gab es bei uns eigentlich schon immer. Wir haben uns dann 2011 gefragt wie wir Bier und Pizza besser vereinen können. Zusammen mit Karl Schiffner, dem ersten Biersommelier Weltmeister, haben wir uns dann ein entsprechendes Konzept erarbeitet.“, erzählt uns Braumeister Rudi Hirz. Und wir sagen: „Viel cooler kannst du eine Brauereigastro eigentlich kaum gestalten!“.



Apostelbräu ist die Vollendete Symbiose vieler Elemente
Die Symbiose aus den Elementen Brauerei, Gastro, Bier und Museum wirkt in sich geschlossen, harmonisch, schick und gemütlich zu gleich! Auch hier liegt Rudi mit dem Ansinnen, es anders als die Anderen zu machen, goldrichtig. Wir haben an diesem Samstagvormittag nicht einfach nur einen Braumeister kennengelernt der sein Handwerk versteht, sondern auch einen humorvollen, sympathischen Kerl der liebt was er tut und das bis in die letzten Details umsetzt. Gute Biere gibt es in so einigen bayerischen Brauereien, beim Apostelbräu sowieso und dazu eben noch vieles „on top“, was diesen Ort zu etwas ganz Besonderen macht und ihn mit sehr viel Seele ausstatten!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Rudi für den Empfang und den äußerst kurzweiligen Samstagvormittag. Wir haben uns richtig, richtig wohl und willkommen gefühlt und sind uns sicher das ihr dieses Gefühl auch allen Gästen und Kunden vermittelt! Egal ob sie euer Bier holen, etwas über dessen Geschichte im Museum lernen oder in der Brauliebe Hirz speisen. Jeder der dem Bayerischen Nationalgetränk nicht abgeneigt ist sollte unbedingt die Chance ergreifen und im Bierwunderland von Rudi und seiner Apostelbräu einkehren. Denn vieles habt ihr so noch nicht gesehen, weil’s beim Apostelbräu eben vor allem eins ist: Anders als bei den Anderen – und das ist gut so!
Bis bald,
Euere BavarianBeerDudes aus Regenstauf in der Oberpfalz
Hier geht’s zum Apostelbräu
Und hier geht’s zu unseren anderen Brauereiberichten
Besucht uns auch auf Facebook und Instagram!





