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Brauerei Molter – Bier, gebraut wie anno dazumal

Wer kennt nicht den Filmklassiker „Zurück in die Zukunft“! Der Film erzählt die Story des Schülers Marty McFly. Er reiste einmal zurück in’s Jahr 1955, verändert die Vergangenheit und kehrt dann in’s Jahr 1985 zurück. Eine ähnliche Reise in die Vergangenheit durften auch wir kürzlich unternehmen! Zwar nicht so spektakulär in einem DeLorean Sportwagen als Zeitmaschine, wie es Regisseur Robert Zemeckis in seinem Meisterwerk darstellte. Dafür aber authentischer, viel cooler und vor allem Echt! Ganz nebenbei führte uns unsere Reise auch noch 20 Jahre weiter in die Vergangenheit zurück als es Marty McFly erleben durfte. Denn in der Brauerei Molter aus Irchenrieht in der nördlichen Oberpfalz wird Bier noch wie in den 1930ern gebraut. Aus dieser, wir möchten schon fast sagen „Epoche“,  stammt das holzgeschürte Sudhaus der Brauerei, die Schrotmühle gar aus 1912. Das Besondere daran ist, dass diese Anlagen noch heute unverändert in Betrieb sind! Wer die Brauerei Molter besucht, kann also live erleben wie Bier vor fast 100 Jahren hergestellt wurde! Selbstredend das wir uns das unbedingt anschauen mussten, schließlich dürfte es kaum eine Zweite Brauerei in Deutschland geben, in der Geschichte so greifbar wird.

Die Tore in der Brauerei Molter waren bereits geschlossen

Mit Besitzer Lino Molter trafen wir uns Mitte Mai in der Brauerei und tauchten in eine längst vergangene Zeit ein. Dokumentiert gebraut wird in Irchenrieth bereits seit 1586, das heutige Haupthaus wurde 1930 errichtet. Besitzer der Brauerei war die Familie Hösl. Da Johann Hösl Junggeselle war, hatte er keinen Nachfolger für das Unternehmen und entschied sich für einen Verkauf. Etwa zur selben Zeit war der Vater von Lino Molter auf der Suche nach einer Brauerei. Möglichst traditionell sollte es sein, eine Anzeige in der Brauwelt brachte dann den entscheidenden Hinweis, Lino’s Eltern kauften die Brauerei Mitte der 90er Jahre. Im Jahr 2011 beschloss man den Betrieb dann einzustellen. Die Arbeit wurde einfach zu viel und umfangreiche Investitionen wäre nötig gewesen. Vermutlich hätten sie zu diesem Zeitpunkt nicht daran geglaubt das aus den Kesseln jemals wieder ein Sud fließen wird. Doch da haben Lino’s Eltern die Rechnung ohne ihren Sohn gemacht.

Offene Gärung bringt ordentlich Geschmack in’s Bier

Neueröffnung der Brauerei Molter

Bereits 2014 manifestierte sich in ihm der Gedanke, die Brauerei wieder zu eröffnen. Auf einem Festival erzählt er schließlich seinen Freunden von dieser Idee. Jetzt war es publik, ein Rückzieher nicht mehr denkbar und Lino legte los! „Natürlich war bei mir eine Affinität zum Bier vorhanden, aber in erster Linie ging es mir darum das Alte zu erhalten. Und eine Brauerei war eben schon vorhanden. Hätten wir stattdessen eine Bäckerei gehabt, würde ich heute vielleicht Semmeln backen. Denn ich bin ja kein gelernter Brauer“, erzählt Lino. Er ging schließlich zu seinem Papa und fragte ihn „Du Papa, sag mal, kann man mit den vorhandenen alten Anlagen eigentlich noch Bier brauen ?“. Die Antwort viel positiv aus und Lino machte sich an’s Werk. Am Anfang ging es darum alles wieder an’s Laufen zu bekommen. Die ersten fünf Jahre waren geprägt von umfangreichen Umbauarbeiten und Sanierungen die komplett in Eigenregie durchgeführt wurden.

Bier brauen mit über 100 Jahre alten Anlagen

Dass die Originalkupferkessel überhaupt noch vorhanden waren, verdankte man einer geschickten Tarnung. Denn zu Zeiten des Nationalsozialismus wurde Kupfer für den Waffenbau benötigt. Neu bestellte Sudhäuser konnten bzw. durften nicht mehr geliefert werden, vorhandene wurden teilweise abgebaut und das Material zu Rüstungszwecken verwendet. Die Kessel in der Brauerei Molter blieben verschont, heut wie damals werden die Sude mit holzgeschürten Feuer zum Kochen gebracht. Lino’s Idealismus sah zu jeder Zeit vor soviel wie möglich vom Alten zu erhalten. Das galt nicht nur für die Anlagen, auch die Oberflächen, Farben, Türen entsprechen dem Original und wurden teils aufwendig wieder hergerichtet. Selbst das Kühlschiff in das die Würze nach dem Kochen zum Kühlen und zur Trubentfernung geleitet wird, ist noch in Betrieb. In keiner anderen Brauerei wird Bier noch gebraut wie hier, so wie vor 100 Jahren. Darauf lag von Anfang Lino’s gesamter Fokus, dass war und ist sein Ding!

Der Holzofen für die Befeuerung des Sudhauses
Schrotmühle von 1912

Unweigerlich drängt sich natürlich die Frage auf „Und wie schmeckt jetzt ein Bier das so wie annodazumal gebraut wurde?“. Die lässt sich eigentlich kurz und dennoch ausschweifend beantworten. Wie das jetzt? Ganz einfach! Die Biere von Lino sind Charakterstark, weisen eine ausgeprägte Drinkability auf und sind auch geschmacklich über jeden Zweifel erhaben! Es handelt sich um Biere die wohl jedem Fan des Bayerischen Nationalgetränks schmecken dürften. Ob Gourmet oder Stammtisch, die Biere aus der Brauerei Molter werden überall ihre Liebhaber finden! Zu erwarten das sie genauso schmecken wie vor 100 Jahren, wäre jedoch ein falscher Gedankengang. Dieses Kunstwerk zu vollbringen wäre so gut wie unmöglich. Denn dazu bräuchte Lino auch die Rohstoffe in der Güte wie sie damals vorhanden waren. Erfreuen wir uns also stattdessen lieber an der handwerklichen Brauart, mit der Lino und sein Vater jeden Tag Bier herstellen. Denn das machen sie tatsächlich wie vor 100 Jahren, an den originalen Anlagen, die seit Anfang der neunzehnhunderter Jahre in der Brauerei Molter ihren Platz haben!

Das Kühlschiff – Hier wird die Würze nach dem Kochen gekühlt und der Trub entfernt

Direktvertrieb wichtigster Absatzfaktor

Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland macht es nicht einfach ein noch junges Business in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Es bedarf Geschick und der Kunst neue Wege zu erkennen und diese zu gehen. Lino selbst ist kein Diplom Braumeister. Nachdem er das Abitur am Gymnasium in Weiden absolviert hat, studierte er BWL. Mit seinem Professor hat er sogar einen eigenen Masterstudiengang entwickelt. Genau diese Kenntnisse könnten in der heutigen Zeit der entscheidende Faktor sein, die Brauerei erfolgreich in die Zukunft zu führen. „Ohne die Hilfe meines Vaters, hätte ich beim Brauen keine Chance und meine Mutter hilft natürlich auch mit“, erzählt Lino. Im Vertrieb hingegen ist Lino ein Ass!

In Weiden hat er die Kneipe „Sudhaus Molter“ eröffnet, auf dem Gelände der Brauerei einen Biergarten. So gibt es keine Zwischenhändler und die Möglichkeit aus dem Fass auszuschenken spart ebenfalls Geld, es müssen weniger Kästen und Flaschen erworben werden. Außerdem hat er sich mit seinem Bier einen Namen bei den Genuss- und Gourmetmenschen gemacht. „Sogar Leute aus München und Berlin kommen extra hier her, um mein Bier zu kaufen. Viele Kunden sind Menschen die Lust auf was Besonders haben, den BIO Gedanken Leben.“ Da er sein Bier ausschließlich mit BIO Zutaten braut, ist die Chance groß Lino’s Biere auch in den hiesigen BIO Märkten zu finden. Wir empfehlen jedoch das Bier direkt „an der Rampe“ in der Brauerei zu kaufen. Vielleicht lässt sich dann auch ein Blick auf die 100 Jahre alten Anlagen ergattern.

Leidenschaft, Geschmack und Nostalgie – Brauerei Molter „lebt“ Bier

Lino und die BavarianBeerDudes

Die Herausforderungen im umkämpften Bayerischen Biermarkt sind, besonders in der heutigen Zeit, enorm. Und auch in der Brauerei Molter hat man sich anfangs gefragt „Wie lange lässt sich das Halten?“. „Man braucht natürlich seinen sehr langen Atem“, sagt Lino. Wir haben mit unserem Blog mittlerweile so einige Brauereien gesehen und trauen uns durchaus das Urteil zu, dass die Brauerei Molter auf dem richtigen Weg ist. Zum einen sehen wir die Leidenschaft die Lino in die Herstellung eines hochwertigen Lebensmittels steckt. Wobei wir hier fast etwas untertreiben. Viel mehr lebt er das ganze mit jeder Faser seines Körpers, dass spüren wir im Laufe unserer Gespräche unumwunden. Zum anderen ist die geschmackliche Qualität der Biere extrem hoch, aber davon überzeugt ihr auch am besten selbst oder lest in Kürze unsere Verkostungsberichte! Zum Dritten sind es die Tradition und die Nostalgie welche diese Brauerei einzigartig machen. Natürlich lässt sich von Tradition und Nostalgie nicht leben, aber sie verpassen dem Bier das würdige Rahmenwerk! Alle Faktoren zusammen genommen, können eine Erfolgsgeschichte kreieren! Und sie werden es auch.

Das Juwel von Irchenrieht

In Irchenrieht und Umgebung darf sich die Bevölkerung glücklich schätzen ein solches Juwel vor Ort zu haben. Und wir schätzen uns glücklich, dort zu Besuch gewesen sein zu dürfen! Lino verdient höchsten Respekt für dieses Projekt. Wir denken, die wenigsten hätten sich zugetraut eine Brauerei zu eröffnen in der mit 100 Jahre alten Anlagen gebraut wird. Und ob unser anfangs erwähnter Filmprotagonist Marty McFly wirklich wieder zurück in die Zukunft gewollt hätte nachdem er das Bier der Brauerei Molter probiert hätte… Wir glauben es ja nicht!

Lino, wir bedanken uns bei dir für die ausführliche Führung und geschichtliche Reise durch deine Brauerei! Gerne schauen wir mal wieder vorbei wenn wir in der Nähe sind. Und allen anderen möchten wir empfehlen unbedingt mal einen Stopp in Irchenrieht einzulegen und einen Kasten in’s Auto zu laden!

Bis bald,

Euere BavarianBeerDudes!

Der Brauereiladen

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Im nächsten Brauereibericht sind wir zu Gast in der Klosterbrauerei Weltenburg

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