Jede Woche verkosten wir für euch 3-4 Bayerische Biere. Jeder Gerstensaft muss sich dabei verschiedenen Testkategorien unterziehen. Von Antrunk bis Abgang wird jede Phase des Biertrinkens von uns aufmerksam verfolgt und am Ende steht dann meistens ein positives Fazit. Das verdanken wir unseren kleinen und mittelständischen Brauereien in Bayern. Aber wem verdanken es die Brauer eigentlich überhaupt ein solch köstliches Bier brauen zu können ? Einerseits natürlich dem Können das sich in Lehre, Studium oder autodidaktisch angeeignet wurde, andererseits aber natürlich auch der einwandfreien Rohstoffqualität! Deswegen halten wir es für immens wichtig auch einen Blick hinter das Produkt zu werfen. Im Jahr 2021/2022 haben wir mit unserem Bierblog dem Hopfen gehuldigt. Im laufenden Blogjahr schauen wir uns den zweiten pflanzlichen Rohstoff im Bier genauer an. Die Braugerste! Deswegen waren wir für euch bei der Gerstenernte auf den Feldern der Brauerei Goss dabei.
Nur 100 Tage von der Aussaat bis zur Gerstenernte
Bereits im Mai vergangenen Jahres haben wir euch im Beitrag „Braugerste – Zu Gast bei Josef und Steffi“ erklärt was es bei der Aussaat zu beachten gibt. Heute möchten wir euch über den Weg der Gerste bis zum Zeitpunkt der Ernte End Juli / Anfang August informieren. Dieser liegt nur rund 100 Tage nach der Aussaat. Die Sommergerste ist somit eine der Getreidearten mit der kürzesten Vegetationszeit. Nach dem Ausbringen der Saat sind zwei Dinge besonders wichtig um einen optimalen Ertrag zu erzielen.
Zum einen wird ein zügiger Regen benötigt, um das Wachstum der Pflanze optimal zu unterstützen. Gerade in den letzten 2-3 Jahren war die langanhaltende Trockenheit durchaus ein großes Problem. Zum anderen bringt ein früher Regen aber eine weiter Herausforderung mit sich. Denn im Boden befinden sich Pilze die es auf die kostbare Gerste abgesehen haben. Fällt Regenwasser auf die Pilze prallt es dort ab, spritzt gegen die Pflanze und verteilt so die Pilzsporen. Gerade im Anfangsstadium, wenn die Pflanzen noch sehr klein sind, können sich so die Sporen schnell verbreiten. Es ist also unabdingbar sobald wie möglich nach der Aussaat gegen Pilz- und Blattkrankheiten aber auch gegen Unkraut zu spritzen.
Spritzen gegen den Wasserdieb – So wenig wie möglich, so viel wie nötig
Wer jetzt glaubt das hier nahezu täglich oder wöchentlich Spritzmittel auf die Felder ausgebracht werden, liegt völlig falsch. Auch wenn dies in vielen Medien und von diverse aktivistischen Vereinen so propagiert wird. „In den insgesamt 100 Tagen gibt es genau zwei Spritzvorgänge“, erzählt uns Josef Goss. Es darf nur eine bestimmte Menge an Stickstoff bzw. Dünger ausgebracht werden. Diese berechnet sich nach einer Formel. Im Vorfeld werden Bodenuntersuchungen durchgeführt, um den bereits vorhandenen Stickstoffgehalt zu ermitteln. Dieser wird von der erlaubten Menge des zu spritzenden Stickstoffes abgezogen. So kann maximal schonend vorgegangen werden.
Ein Problem ist auch der Konkurrenzkampf mit Unkraut und anderen Gewächsen auf den Feldern. Diese klauen der Gerste das Wasser, wodurch Blattkrankheiten entstehen können. Die Bekämpfung dieser „Diebe“ ist also unabdingbar um die Pflanze zu schützen und einen reibungslosen Reifeprozess mit optimaler Kornbildung zu gewährleisten. Wie anfangs bereits erwähnt ist genügen Wasser immens wichtig. Wenn die Gerste nicht genug davon abbekommt, geht die Pflanze in eine Art „Notreife“. Die Körner fallen dann sehr klein aus und können zum Brauen nicht verwendet werden.
Schnelle Begrünung der Felder nach der Gerstenernte
Hat die Gerste schließlich ihr Endstadium erreicht, trocknet sie für ca. 14 Tage. Ab einem Feuchtigkeitsgrad von rund 12% gilt sie als trocken und kann gelagert werden. Nun beginnt das Dreschen, dabei wird das Korn von der Pflanze getrennt. Der Rest, also das Stroh, wird auf den Feldern belassen, in den Boden eingearbeitet und liefert so wichtige Nährstoffe. Anschließend wird das Korn zwischengelagert, bis es schließlich den Weg in die Mälzerei findet. Kurz nach der Gerstenernte wird direkt wieder eine Zwischenfrucht angesät welche später abgemäht und auf den Felder als Mulch liegen gelassen wird. „Ein Feld sollte am besten immer begrünt sein und nie als geackert liegen gelassen werden“, erzählt Braumeister Josef Goss.
So kann eine dauerhaft gute Bodenqualität begünstigt und das Bodenleben gefördert werden. Um die Gerste zum Brauen verwenden zu können ist allerdings noch ein Zwischenstopp in einer Mälzerei notwendig. Zuviel möchten wir euch an dieser Stelle aber noch nicht verraten. Denn dazu werden wir bald einen separaten Bericht schreiben, wir sind gerade dabei einen Termin in einer Mälzerei einzuplanen.
Bei der Brauerei Goss möchten wir uns ganz herzliche Bedanken das sie uns die Möglichkeit gegeben haben einen Einblick in die Vorgänge bei der Gerstenernte zu bekommen. Denn eine einwandfreie Rohstoffqualität ist unabdingbar, um süffige Bayerische Biere zu herzustellen. Ein großes Lob möchte wir an dieser Stelle also auch unseren heimischen Landwirten zukommen lassen. Ohne euch geht es nicht, ihr seid ein wichtiges Glied in der Kette! Darauf trinken wir Prost!
Bis Bald!
Euere BavarianBeerDudes
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