Als wir 2020 mit unserem Bierblog an den Start gingen war für uns klar, dass wir diesen unter das Motto „Förderung und Erhalt der Bayerischen Bier- und Braukultur“ stellen wollen. Möglichst viele Biere von kleinen und mittelständischen Brauerei verkosten, um diese sowie deren Produzenten einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen, war und ist unser Ziel. Bereits nach kurzer Zeit wurde das Interesse jedoch weitaus tiefgehender. Was ist eigentlich drin in unserem Bier? Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, klar das weiß ja jeder Bierfan. Aber wie wird es angebaut, welche Arbeit stecken unsere Landwirt in den Anbau der Rohstoffe, welche Herausforderungen gibt es und nicht zuletzt „Wie funktioniert das Ganze?“.
Eine große Unterstützung war uns hier Thomas Schretzlmeier, Hopfenbauer aus der Hallertau. Er baut verschiedene Sorten auf seinen Feldern an und vermittelte uns bereits viel Wissen über unsere Lieblingspflanze. Jetzt gehen wir aber noch einen Schritt weiter. Denn Sorten mit klangvollen Namen wie Hallertauer Tradition, Perle oder Spalter Select mit ihren verschiedenen Geschmäckern wachsen nicht einfach so aus dem Boden. Sie werden über viele Jahre erforscht und gezüchtet! Zuständig dafür ist das Hopfenforschungszentrum Hüll in der Hallertau. Wir folgten der Einladung des Bayerischen Brauerbundes zum „Schulungs- und Erlebnistag Hopfen“ und haben uns zusammen mit anderen Bierbloggern und Medienschaffenden angesehen was es mit dem Hopfenforschungszentrum auf sich hat.
Hopfenforschungszentrum hat vielfältige Herausforderungen
Betreiber des Hopfenforschungszentrums ist die GfH e.V. (Gesellschaft für Hopfenforschung e.V.) zusammen mit dem Freistaat Bayern. Bereits seit fast 100 Jahren wird in Hüll am Hopfen geforscht. Einige der bekanntesten und meisteingesetzten Sorten stammen von dort. In den Theoriestunden am Vormittag erfahren wir welchen Herausforderungen das Institut heute gegenübersteht.
Neben der Generierung neuer Geschmacksrichtungen gilt es mannigfaltigen Anforderungen gerecht zu werden. Durch den Klimawandel und die damit einhergehenden Wetterextreme die auch in unseren Breitgraden immer mehr zunehmen, ist es notwendig möglichst Stressresistente Pflanzen zu züchten die auch härteren Wetterbedingungen Stand halten.
Weitere Themenfelder, an denen in Hüll geforscht wird, sind u.a. das Nährstoffmanagement und der Pflanzenschutz. Letzteres war gar der ursprüngliche Grund das Forschungszentrum zu eröffnen. Damals vernichtet Falscher Mehltau, eine Pilzkrankheit, den Großteil der Ernte in der Region.
Um solchen Katastrophen in Zukunft wirksam und wissenschaftlich entgegentreten zu können war es unerlässlich sich zu organisieren und die Forschung voranzutreiben. Aus dieser Idee wurde das Hopfenforschungszentrum Hüll geboren.
Was ist eigentlich Hopfenbonitierung ?
Nach der kurzweiligen und sehr interessant gestalteten Theorie ging es ins Freie zur Bonitierungsschulung. Dabei lernten wir die fachgerechte qualitative Beurteilung von Hopfen. Insgesamt 22 verschiedene Sorten standen parat. Die Bonitierungen finden immer zur Hopfenernte statt. Die Dolden werden dabei geöffnet bzw. zwischen den Händen gerieben. Das dabei austretende Lupulin beinhaltet die Alphasäuren, welche den Bitterstoff enthalten und dem Bier beim Kochen das unverwechselbare Aroma verleihen. Nur mit unseren Nasen ordneten wir die Hopfensorten ein. Trotz hochmodernen Techniken ist für viele Brauer die eigene Nase noch immer das wichtigste Instrument zur Qualitätsbeurteilung!
Mittagspause mit einer wahren Hopfen-Koryphäe
Im Anschluss ging es zuerst einmal in die hochverdiente Mittagspause. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei Walter König uns seinem Team für die großartige Verpflegung bedanken! Neben einem umfangreichen Mittagsbuffet hatten wir auch die Gelegenheit Biere zu verkosten. Das besondere daran? Die Biere wurden an der Forschungsbrauerei der Technischen Universität München mit Versuchssorten aus dem Hopfenforschungszentrum Hüll gebraut. Zu kaufen gibt es dieses Bier so nirgends!
Als wir beim Mittagessen sitzen, kommen wir mit unseren Tischnachbarn ins Gespräch.
Und da durften wir IHN kennenlernen! Lady’s and Gentleman, the one and only, Toni Lutz! Ihr spürt Begeisterung? Stimmt, zur Erklärung möchten wir einen Vergleich heranziehen. Einen Mann wie Toni kennenzulernen ist für uns Bierfans etwa so als dürfte ein Apple Fan mit Steve Jobs plaudern! Ursprünglich kommt Toni aus der Landwirtschaft, seit Ende der 90er ist er am Hopfenforschungszentrum in Hüll als Technischer Leiter und Züchter tätig.
Wir haben ihn als sehr bodenständigen und angenehmen Menschen mit unglaublicher Fachkompetenz kennengelernt. Die wahren Verdienste von Toni rund um das Thema Hopfen und wie er von seiner Kundschaft wahrgenommen wird erfahren wir erst im Nachhinein. Ein befreundeter Brauer drückte es so aus, O-Ton: „So einen wie Toni mit der Fachkompetenz findest du auf dem Planeten höchstens noch ein oder zweimal“.
Belegschaft des Hopfenforschungszentrums leistet wichtigen Beitrag zur Bierqualität
Generell möchten wir betonen das alle Mädls und Jungs, die in Hüll tätig sind, einen unschätzbaren Beitrag dazu leisten, dass unser bayerisches Bier ist, was es ist, dass Beste auf der Welt! Dazu müssen alle Zahnrädchen ineinandergreifen. Von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in Hüll bis zur Aushilfskraft in der Brauerei. Die ganze Kette muss funktionieren, um dem Endverbraucher sowohl qualitativ als auch quantitativ ein hochwertiges Bier anbieten zu können. Ein wichtiges Glied darin sind selbstverständlich auch die Hopfenbauern.
Im Rahmen des Schulungs- und Erlebnistages in Hüll besuchten wir am Nachmittag den nahegelegenen Hopfenpflanzer Andreas Widmann. In einer Führung erfuhren wir alles Wissenswerte zur Geschichte des Betriebs sowie zur Ernte und Verarbeitung des Hopfens. Im Anschluss gab es Kaffee und einen wundervoll köstlichen Kuchen im Garten des Hofes. Wie genau die Ernte funktioniert und was es dabei zu beachten gibt, werden wir euch übrigens in Kürze in einem separaten Beitrag verraten. Denn am Tag nach der Schulung waren wir erneut bei Hopfenbauer Thomas Schretzlmeier zu Gast, dem Mann, der uns im Frühjahr überhaupt erst an das Thema herangeführt hat.
Ein lehrreicher Tag neigt sich langsam dem Ende zu. Zusammen mit den anderen Bierbloggern schlendern wir zurück ins Hopfenforschungszentrum Hüll. Dort wartet schon Toni Lutz und verteilt fleißig Hopfen. Wir sichern uns jeweils eine Packung Aurum, Tango und Ariana. Den nächsten Suden steht also nichts mehr im Weg!
Danke für einen tollen Tag im Hopfenforschungszentrum Hüll
Zum Abschluss unserer Berichtes möchten wir dem Bayerischen Brauerbund und der GfH für diesen Tag danken! Wir finden es wichtig und richtig auch hinter die Kulissen des Bieres blicken und darüber berichten zu können. Denn so wie der Strom nicht einfach aus der Steckdose kommt, so kommt Bier nicht einfach nur aus der Brauerei. Ohne die Grundlagenforschung und Züchtungen die ihr durchführt wäre eine solche Vielfalt an geschmackvollen Bieren nicht möglich und der Anbau des Hopfens komplizierter und aufwändiger! Wir schätzen es deshalb sehr das ihr Bierbloggern wie uns eure Arbeit näher gebracht und uns einen Blick in euer Reich gewährt habt. Macht weiter so!
Ein spezielles „Vergelt’s Gott“ geht an Walter König vom Bayerischen Brauerbund und seines Zeichens Geschäftsführer des Hopfenforschungszentrum Hüll. Merce dir für’s zurückfahren in unser Hotel in Wolnzach!
Wir hoffen auch beim nächsten „Schulungs- und Erlebnistag Hopfen“ wieder dabei sein zu dürfen!
Euere BavarianBeerDudes
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