Ihr wollt Tradition, Innovation, handwerklich gebrautes Bier und Ur-Bayerische Gastronomie? Dürfen es noch ein Schloss, eine Veranstaltungsstätte und mittelalterliche Burgruinen, die zum Wandern entlang des Regensburger Burgensteigs einladen, dazu sein? Und das „All-In-One“ an einem Ort?
Herzlich Willkommen in der Schlossbrauerei Eichhofen!
Am 17.10.20 durften die BavarianBeerDudes die Oberpfälzer Brauerei in einer exklusiven Führung besichtigen. Und schon vorab lässt sich festhalten: Hierbei handelte es sich nicht einfach nur um eine Brauereiführung! Vielmehr war es eine Tour, gepaart mit einem geschichtlicher Exkurs dessen Attraktivität wir uns in jeder Geschichtsstunde unserer schulischen Laufbahn gewünscht hätten. In den Hauptrollen der Dozenten:
Brauerei-Chef Michel-Andreas Schönharting und sein Braumeister Michael Trübswetter.
Brautradition seit 1320
Gegründet wurde die Brauerei im Jahr 1692. Bereits die Anfahrt auf das Gelände, welches neben Brauerei und Gaststätte auch das Schloss Eichhofen und dessen Gutshof beherbergt, lässt den Bierfan die Brautradition spüren. Und die reicht sogar noch weit vor das Gründungsdatum zurück. Seit dem Mittelalter um 1320, wird das Bayerische Nationalgetränk an diesem schon Ort gebraut. Somit handelt es sich in Eichhofen um eine der ältesten, dokumentarisch belegten Braustätten Bayerns!
Die Alte Kunstmühle der Schlossbrauerei Eichhofen
Los ging die Führung vor dem 2005 erneuerten Sudhaus, dessen Glasfront den Blick auf die Kessel von der Straße aus freigibt. Zuerst sehen wir uns die alte Kunstmühle von 1847 an, diese wird noch heute für Ausstellungen und Kulturelle Veranstaltung genutzt.
Von der Decke im ersten Flur ragen die Trichter zur Getreidezuführung in den Saal, die Mühle war damals „State-of-the-Art“ und erlaubte ein besonders feines mahlen des Getreides. Schreitet man über den knarzenden Holzboden durch den imposanten Saal, sieht man die Müller förmlich vor dem geistigen Auge ihre Arbeit verrichten.
Mit seinen Holzpalisaden erinnert der Raum ein wenig an einen adeligen Speisesaal in Holzbauweise. Als angehendes Brautpaar würde man sich wünschen hier seine Hochzeitsgäste unterbringen zu können, auch aus Brandschutzgründen müssen größere Gesellschaften jedoch leider darauf verzichten.
Wasserkraft sorgt für Autarkie in der Schlossbrauerei Eichhofen
Weiter geht die Tour auf der Rückseite der Mühle, welche den Blick auf Burgruinen und Wanderwege freigibt. Hier sorgt eines von drei Wasserkraftwerken für die notwendige Energie in der Bierproduktion. Insgesamt 110 KWh werden aus der vorbeifließenden Schwarzen Laber gewonnen. Das Brauwasser stammt vollständig aus einem eigenen Brunnen unweit der Brauerei entfernt. All das erlaubt der Brauerei ein umweltfreundliches und autarkes arbeiten. Folgerichtig stammen auch die verwendeten Rohstoffe nahezu all aus den umliegenden Regionen.
Wir kehren zurück zum Ausgangspunkt der Führung, dem Sudhaus. Vorbei an einem historischen, gusseisernen Kessel aus dem Jahr 1953, erklimmen wir die Treppen zur Empore welche an der Spitze des 2005 eingebauten Sudhauses der Firma Kaspar-Schulz thront. Pro Tag werden hier vier Sude angesetzt. Der Gesamtausschlag beträgt knapp 30.000 HL im Jahr. Insgesamt 15 Mitarbeiter stellen die Bierversorgung sicher. Diese besteht übrigens ausschließlich aus untergärigen Bieren, für die obergärigen Weißbiere gibt es eine Kooperation mit der Brauerei Schneider und dem Nachbarn aus Laaber, der Brauerei Plank.
Alleinstellungsmerkmal Nr. 1 – Verzicht auf Pasteurisierung
Mit Braumeister Trübswetter unterhalten wir uns über die Bedeutung der Kreativbiere. Die allgemeine Nachfrage dieser Bierstile sei zwar rückläufig, trotzdem ist es eine gern gesehene Abwechslung zu den klassischen Bieren. Mit dem „Hopfengarten“ trägt man dem Rechnung und steuert ein eigenes, hopfengestopftes Kreativbier bei. Die Bestseller bleiben aber das besonders in Bayern beliebte Helle Bier, sowie das Pils. Eines haben jedoch alle Biere der Schlossbrauerei Eichhofen gemeinsam, ein Alleinstellungsmerkmal auf das Braumeister Michael Trübswetter großen Wert legt!
Bei der Abfüllung der Biere wird auf eine Pasteurisierung gänzlich verzichtet. Dabei handelt es sich um ein in den meisten Brauereien eingesetztes Verfahren, bei dem durch kurzfristige Erhitzung die Haltbarkeit der Biere verlängert wird. Der Verzicht darauf sichert dem Verbraucher ein unverfälschtes Geschmackserlebnis der Biere aus der Schlossbrauerei Eichhofen!
Alleinstellungsmerkmal Nr. 2 – Offenes Gärverfahren
Bevor es zur Abfüllung kommt, muss das Bier jedoch erst einmal gären. Und das tut es im offenen Verfahren im nagelneuen Gärhaus. Nachdem wir nun bereits einige Biere aus offenem Gärverfahren verkostet haben, glauben wir persönlich bei solchen Bieren eine größere Vollmundigkeit gegenüber Vertretern aus geschlossener Gärung festzustellen.
Für Braumeister Trübswetter gibt es aber noch einen ganz anderen Grund: Er möchte seinem Produkt beim „arbeiten“ zusehen können! Auch das gehört für ihn zur Qualitätskontrolle dazu! Und wie detailliert Brauerei-Chef Schönharting und sein Braumeister Wert auf die hohe Güte ihrer Produkte legen, merkt man in jedem Satz. Nicht unerwähnt bleibt auch die Tatsache, dass für die Gärung selbstverständlich eigene Hefestämme verwendet werden.
Neues modernes Gärhaus eröffnete am Tag des Bieres
Angesprochen auf die Bedeutung des Bayerischen Reinheitsgebotes, erzählt uns der Braumeister, dass dieses für ihn viel mehr als nur ein Slogan ist, mit dem Brauereien auf Bierflaschen werben. Die Anwendung desselben sichert dem Verbraucher schließlich ein reines Naturprodukt. So mancher Brauer fühlt sich durch das Reinheitsgebot in seiner Kreativität eingeschränkt, Trübswetter kann das nicht bestätigen. Er sieht genügend Möglichkeiten vielfältige Geschmacksrichtungen und abwechslungsreiche Biere unter Einhaltung des Reinheitsgebotes herzustellen!
Die hohe Meinung über das älteste, noch heute gültige Lebensmittelgesetz, legte schließlich auch den Eröffnungstermin des neuen Gärhauses fest, den 23. April 2020, der 504. Geburtstag des Bayerischen Reinheitsgebotes. Die Gärkapazität wurde damit von ca. 690 HL auf 1200 HL erhöht. Und wie stolz Michel-Andreas Schönharting auf sein neues Gärhaus ist, ließ sich an der Begeisterung erkennen mit der er uns die Technik erklärte.
Die neuen Gärkessel sind doppelwandig, zwischen innerer und äußerer Haut sitzt eine ausgeklügelte Technik, die das Reinigungsmittel in den Kessel führt und die Wände entlang nach unten zum Abfluss gleiten lässt. Aufwendiges Schruppen ist kaum mehr notwendig. Zusätzlich werden die aus dem Kessel steigenden Gärgase mit ihrem erhöhten Kohlenstoffdioxidanteil abgesaugt, bevor sie aus den offenen Gärkesseln austreten können. Das Lüften vor betreten des Gärhauses kann damit gänzlich entfallen. Die Absauganlage ist ebenfalls in der Doppelwand untergebracht.
Lagerung und Abfüllung
Wenn das Bier schließlich fertig ist, fehlt noch ein wichtiger Schritt um es zuhause oder in einer Gaststätte genießen zu können. Und zwar die Abfüllung aus den riesigen Lagertanks. Die beiden größten haben ein Fassungsvermögen von je über 40.000 Litern. Die Länge der Tanks ist beeindruckend, sie ziehen sich bis in den Gewölbekeller des Schlosses hinein! Rund 20% des Bieres daraus, landen in Fässern für Gastronomie und Festivitäten. Die anderen 80% kommen in Euro- und Steini-Flaschen. Dafür sorgt eine Anlage der Firma Krones, welche pro Stunde bis zu 9000 Flaschen befüllen kann.
Eigene Brauereigaststätte im Gutshof der Schlossbrauerei Eichhofen
Zum Ende der Tour kehren wir im urigen Brauereigasthof ein, der sich im Gutshof des Schlosses befindet und durch die Brauerei selbst betrieben wird. Die Einrichtung spiegelt wider was man sich unter einem richtig bayerischen Brauereigasthof vorstellt. Viel Holz, gemütliche Ecken, herzliches Personal und ein großartiges Speisenangebot mit viel bayerischen Schmankerln, laden bei einer frischen Halben Bier zum Verweilen ein.
In den wärmeren Monaten kann man diese auch im Biergarten vor dem Gasthof genießen. Aufgrund der Platzreduzierung durch die Corona-Hygienekonzepte, wurde der gegenüberliegende Parkplatz kurzerhand ebenfalls zum Biergarten umfunktioniert. Im Gasthof lässt sich dann das ein oder andere Erinnerungsstück an einen interessanten Tag in der Brauerei ergattern. Auch das neue Zwickel kann der Bierfan in einem schmucken Karton erwerben.
Ein eindrucksvoller und interessanter Vormittag geht zu Ende
Die Wetterlage und die Jahreszeit unseres Besuches ließ das Verweilen im Freien leider nicht zu. Stattdessen machten wir es uns innen bei Bier und Brotzeit gemütlich und führten noch einige interessante Gespräche mit unseren sympathischen Gastgebern Michel-Andreas Schönharting und Michael Trübswetter.
Wir möchten uns bei euch für die tolle, ausführliche Tour, die geschichtlichen Einblicke in das Unternehmen und Anwesen, sowie die vielen Interessanten Informationen bei euch bedanken! Uns hat es bei euch sehr gut gefallen und geschmeckt :-). Wir werden sicher wieder bei euch vorbei schauen und freuen und schon jetzt auf eine mögliche Zusammenarbeit im Rahmen unserer kommenden Projekte!
Wer selber einmal eine Geschichtsstunde in der Brauerei erleben möchte, kann eine Führung über die Stadtmaus Regensburg buchen. Hier findet ihr den Link dazu:
Stadtmaus Führung – Schlossbrauerei Eichhofen
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