Der Herbst stand bereits vor der Tür und erste Blätter begannen mit dem Wechsel der Farben von Grün zu Rot. Ein untrügliches Zeichen dafür das sich das Jahr langsam in Richtung letztes Quartal orientiert. Wer zu dieser Jahreszeit durch die Hallertau fährt, bemerkt geschäftiges Treiben allenthalben. Auf den Hopfenfeldern arbeiten sich Traktoren durch die Pflanzenreihen und ernten das Grüne Gold welches in den kommenden 12 Monaten die Bierversorgung der Bayern, Deutschlands und auch im Ausland sicherstellt. Für uns bildet diese Zeit den Abschluss unseres diesjährigen Hopfenspecials. Bereits im Frühjahr und Sommer berichteten wir von den Felder von Hopfenbauer Thomas Schretzlmeier aus Niederumelsdorf. Beeindruckend, wie schnell die Pflanze vom „O’Drahn“ des Hopfens im Mai bis zu unserem Zwischenbericht zwei Monate später ihre endgültige Höhe von 7m erreicht hat. Da wollten wir uns auch das Einholen der Früchte nicht entgehen lassen und haben zur Hopfenernte nochmal bei Thomas vorbeigeschaut.
Bei der Hopfenernte ist jeder Dolden wichtig
Zuerst sind wird direkt auf’s Feld, um zu sehen, wie die Hopfenernte an sich funktioniert. Durchaus überrascht waren wir ob der Geschwindigkeit, mit der die Traktoren durch die Reihen fahren. Dabei befindet sich an der Front ein Erntegerät, welches die Pflanzen unten abschneidet und in eine Art Zugsystem einfädelt. Dadurch werden die Pflanzen auf Spannung gebracht, reißen ab und landen auf dem Anhänger.
Damit hinten herunterfallende Pflanzenteile mit wertvollen Hopfendolden später nicht mühsam per Hand vom Boden eingesammelt werden müssen, hat Thomas eine Plane an den Anhänger montiert. Darauf landet auch noch der letzte Dolden. Wenn man bedenkt, wie wenig Hopfen auch für größere Sude benötigt werden, macht die Maßnahme absolut Sinn. Auch Kleinvieh macht Mist!
Ist der Hänger voll geht’s zurück auf den Hof wo bereits die Schwestern von Thomas warten, um die Hopfenernte weiterzuverarbeiten. Zuerst werde die Pflanzen samt Dolden auf ein Förderband gelegt.
Dann geht es hinein in den „Schlund“. Eine Haushohe und massive Maschine aus dem Jahr 1971 nimmt alles in sich auf. Durch einen Verbund an weiteren Förderbändern und einem Windgebläse werden die Dolden von den Pflanzen losgelöst. Die nun „nackten“ Ranken landen in einem Häcksler, während die Dolden ihre Reise zum Trocknen Fortsetzen.
Hopfen wird auf drei Etagen getrocknet
Der Trocknungsvorgang findet auf insgesamt drei Etagen statt, in jeder davon liegt der Hopfen rund 1,5h. Der Energiebedarf ist gewaltig. Für die an insgesamt 16 Tagen geerntete Hopfenmenge werden rund 6000 Liter Heizöl benötigt. Als wir die oberste Etage betreten fühlen wir uns wie in der Sauna und ein Blick auf die Temperaturanzeige bestätigt diese Vermutung. Der Anblick des Hopfen entlohnt uns aber für die „Mühe“, anmutig liegt er bodenbedeckend da und brütet vor sich hin. Die Verlockung sich kurz mal hineinzulegen, ruft Erinnerung an unsere Kindheit wach. Da hatten wir ähnliche Gefühle kurz vor dem ersten Sprung in ein Bällebad. Wir entschließen uns heute aber der Versuchung zu widerstehen und lieber zu warten, bis sich die Klappen im Boden auftuen und der Dolden eine Etage tiefer zur nächsten Trocknung fällt.
Siegelhopfen aus der Schublade
Dort landet er in einer Art überdimensionaler Schreibtischschublade, wobei „überdimensional“ eigentlich untertrieben ist. Eine Fußballmannschaft samt Trainerteam könnte sich da schon reinlegen, und auch dann dürfte die Bewegungsfreiheit noch locker ausreichen damit sich jeder ne Flasche Bier aufmachen kann. Nach weiteren 1,5h Stunden folgt dann der gleichlange und finale Trocknungsdurchgang, bevor die Dolden bereit zum Verpacken sind. Dazu wird er in Rund 60kg schwere Säcke gefüllt, die später mit einem Siegel versehen werden. Und „zack“ ist er fertig, der echte Hallertauer Siegelhopfen! Wir hoffen jedoch nicht unbedingt das er im Industriebier einer Brauerei landet, welche viel mehr durch das Wort „Siegelhopfen“ denn durch wohlschmeckendes Bier bekannt ist 🙂
Bei Thomas Schretzlmeier möchten wir uns herzlich bedanken! Du hast uns durch das Hopfenjahr 2021 begleitet und uns die Möglichkeit gegeben, den gesamten Zyklus vom „O’Drahn“ bis zur Ernte zu erleben. Ohne eine hohe Rohstoffqualität, bringt auch der beste Brauer kein vernünftiges Bier in die Flasche. Die Bedeutung und Leistung von Landwirten wie dir kann man nicht hoch genug einschätzen. Wir schließen unser „Hopfenspecial 2021“ mit diesem Beitrag ab und hoffen das es auch unseren Lesern gefallen hat, einen Blick hinter die „Bierkulissen“ zu bekommen. Nächstes Jahr widmen wir uns dann dem Rohstoff der die Farbe und den Körper in’s Bier bringt, der Braugerste!
Bis dann,
Euere BavarianBeerDudes
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Toller Blog, macht weiter so, die Brauereiberichte bescheren mir wahrlich Heimweh in das schöne Bayern!
Grüße aus Schleswig Holstein! Euer treuer Leser Horst!