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Ottenbräu – Die One-Man-Show aus Abensberg

Bierfans die nicht gerade im Einzugsbereich unseres Blogs beheimatet sind, werden die Stadt Abensberg am ehesten mit der Brauerei Kuchlbauer und der Kunst von Hundertwasser in Verbindung bringen. Dabei stammt Friedensreich Hundertwasser aus Österreich. Abensberg kann aber auch stolz auf seinen eigenen Künstler verweisen. Einer der die Kunst versteht exzellentes Bier zu brauen und den gesamten Betrieb in Eigenregie am Laufen hält. Sein Name? Robert Neumaier. Seine Brauerei, der Ottenbräu! Seit 1609 wird dort beurkundet Bier gebraut, die Geschichte geht aber noch viel weiter, bis in das 13. Jahrhundert, zurück. Seit dem 19. Jahrhundert befindet sich die Brauerei im Besitz der Familie Neumaier. So viel Biertradition mussten wir natürlich unbedingt vor Ort einatmen. Anfang Januar 2022 war es für uns so weit, Robert führte uns an einem Freitagabend durch seine Brauerei und wir führten interessante Gespräche über das Unternehmen sowie die allgemeine Lage in der Bierbranche.

Kühlschiff noch bis 2011 am alten Brauereistandort in Betrieb

Zuerst stapfen wir an diesem kalten und verschneiten Januarabend durch Abensberg zu den alten Brauereigemäuern und sehen uns das mittlerweile außer Dienst gestellte Sudhaus an. Das Gebäude wurde gegen 1900 erbaut, bis 2011 wurde dort Bier gebraut. Das „antike“ Equipment erwarb die Familien Neumaier vor 35 Jahren, bereits gebraucht, von der Brauerei Bretzel welche heute leider nicht mehr existiert. Eine weitere Besonderheit die tatsächlich noch bis 2011 genutzt wurde, ist das Kühlschiff. Für einige Biersorten wie das Lambic heute noch unabdingbar, findet man sie in der Herstellung der klassischen Bayerischen Sorten so gut wie kaum noch. Vorstellen kann man sich das Kühlschiff wie eine überdimensionale und sehr flache Badewanne aus Kupfer. Sinn des Kühlschiffes ist die Trubentfernung. Die Würze wird dort hineingepumpt und verteilt sich über die gesamte Fläche. Nach einiger Zeit setzt sich der Heißtrub ab. Bisher haben wir nur eine einzige Brauerei besucht bei der das Kühlschiff noch heute
im Einsatz ist, der Bürstenbinder aus Kallmünz.

Sauberkeit ist oberstes Gebot beim Ottenbräu

Als nächstes schauen wir in den alten Gärkeller, dort befinden sich noch heute die „Swimmingpools“, wie wir sie nennen, in denen die Biere im offenen Verfahren gegärt haben. Da auch hier so wie im gesamten restlichen Gebäude umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig gewesen wären, entschied man sich für die Neuanschaffung einer Topmodernen Anlage am heutigen Standort der Brauerei. Genau dorthin gehen wir jetzt zurück. Sofort sticht uns eine Sache ganz besonders in’s Auge, die extreme Sauberkeit, die in der ganzen Brauerei vorherrscht. Wir waren mit unserem Blog bereits in vielen Brauereien unterwegs, grundsätzlich sauber war es überall. Robert treibt das Ganze jedoch auf die Spitze. Überall blitzt und glänzt es, vom Boden könntest du ohne Probleme deinen Schweinebraten essen 🙂

Noch bemerkenswerter ist dieses Tatsache, wenn man bedenkt das Robert die gesamte Brauerei als One-Man-Show betreibt. Bierbrauen, Vertrieb, Marketing und Logistik sind nur einige der Dinge die Robert jeden Tag zu managen hat. Wer jetzt glaubt das ein solches Pensum dazu führt das es nur zwei oder drei Biersorten zur Auswahl gibt, täuscht sich gewaltig. Vom Hellen über Märzen, Bockbier, Dunkles, Weizen, Pils bin zum Festbier ist definitiv für jeden Geschmack etwas dabei. Dies erklärt auch die Ausmaße des Lagerkellers, der im Vergleich zu größeren Brauereien auf den ersten Blick überdimensional wirkt. Wenn man aber bedenkt wie viele Sorten Robert für die Bierfans braut macht das natürlich absolut Sinn. Schließlich müssen die Biere auch in signifikanten Mengen zur Verfügung stehen.

Ottenbräu steigert Festbier Ausschlag trotz Corona

Roberts persönliche Lieblingssorte ist übrigens das Pils. Und das solltet ihr wirklich unbedingt probieren, einen Verkostungsbericht gibt es bereits in unserer Bierdatenbank. Für uns ist übrigens auch das Festbier ein absolutes Highlight! Aber auch den Abensberger Bierfans scheint es nicht anders zu gehen. Während viele Brauereien die Produktion ihrer Festbiere aufgrund der ausgefallenen Veranstaltungen reduzierten, lief bei Robert das Sudhaus erst so richtig heiß. Obwohl der berühmte Gillamoos auch dieses Jahr den Corona Beschränkungen zum Opfer fiel, stieg der Absatz des Ottenbräu Festbieres sogar noch an. „Die Leute wollten ihr Festbier einfach zuhause trinken“, erzählt uns Robert. Und wir sagen: „Probiertes, dann gspiartses!“

Gut, dass ein paar Jahre zuvor ordentlich in die nagelneue Anlagentechnik investiert wurde. Ein hoher Grad an Automatisierung spart Robert viel Zeit, die er anderweitig in der Brauerei nutzen kann. Außerdem haben wir bereits von mehreren Braumeistern gehört das die Technik es vereinfacht die Biere in gleichbleibend hoher Qualität zu brauen und vor allem auch geschmacklich immer auf selben Level zu halten. Das Brauprotokoll liegt direkt als digitale Version vor. Gerade als One-Man-Betrieb sind diese Vorteile eine immense Erleichterung. Die einzige Tätigkeit, die nicht im eigenen Betrieb stattfindet ist die Flaschenabfüllung, dies lässt Robert von einer nahe gelegenen Brauerei durchführen.

Robert lebt Bier

Nach der Brauereibesichtigung begeben wir uns nochmal in die Lagerkeller wo wir eine der schönsten Aufgaben in unserem Blogleben erfolgreich meistern, das Zwickeln aus den Lagertanks. Unter anderem probieren wird das Pils, den Bock und das Festbier. Noch eine ganze Weile verbringen wir mit Robert in den heiligen Hallen und sprechen über die Lage der Biernation Bayern. Deutlich hören wir heraus das Robert seine Tätigkeit nicht nur als Job oder Lebenserhalt sieht. Seine Fachkompetenz, Erfahrung und die Leidenschaft für das flüssige Brot umgeben den Braumeister wie eine Aura. Wenn er spricht, hören wir gespannt zu.

Es war ein sehr interessanter Abend, sicherlich am beeindruckendsten für uns ist, wie man es alleine schaffen kann ein solch umfangreiches Biersortiment in dieser überragenden Qualität zu brauen. Bereits bei unseren Verkostungen konnten wir anhand der Zugriffsraten und der Zahl wie oft die Beiträge geteilt wurden erkennen, welch große Fangemeinde der Ottenbräu besitzt. Persönlich kennen wir sogar jemanden der immer ein Kistl Ottenbräu im Kofferraum hat, egal wo er hinfährt :-). In diesem Sinne wünschen wir Robert weiterhin alles Gute und unseren Lesern und Fans möchten wir sagen: Wenn ihr schon mal in Abensberg seid, dann denkts nicht nur an das Weißbier vom Kuchlbauer, sondern stellt euch unbedingt auch ein Kistl vom Ottenbräu in den Kofferraum, ihr werdet es nicht bereuen!

Bis Bald,

Euere BavarianBeerDudes

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