In Kürze gehen wir mit unserem Blog bereits in das vierte Jahr. Rund 30 Brauereien verteilt über ganz Bayern haben wir in dieser Zeit schon besucht. Von der kleinen Garagenbrauerei bis hin zu bundesweit bekannten Unternehmen war alles dabei. Jede Brauerei hat ihre eigenen Geheimnisse, Brauchtümer und Philosophien. Manche brauen einfach „nur“ Bier, andere trumpfen gleich mit einer gesamten Biererlebniswelt auf. Alles hat seine Berechtigung, jede Idee das Bayerische Bier aus unseren vielen kleinen und mittelständischen Brauereien zu erhalten und zu fördern ist willkommen. In nur wenigen Fällen fanden wir jedoch ein solch überzeugendes Gesamtpaket vor wie bei der Brauerei Winkler aus der Oberpfälzer Bierstadt Amberg. Im Prinzip ist sie der Prototyp einer Bayerischen Traditionsbrauerei wir wir sie uns zum Start unserer Blogs ausgemalt haben. Familiengeführt, weit über 400 Jahre alt, Brauhaus, Zoigl Stube, echtes funktionsfähiges Kupfersudhaus, umfassendes Sortiment süffiger Biere und Personal das Bier nicht nur liebt sondern auch lebt! Wir haben uns sehr gefreut an einem Samstagvormittag mit Braumeister Max das Unternehmen besichtigen und über dessen Geschichte sprechen zu können. Das wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten, hier also unser Bericht über die Brauerei Winkler deren Bild auch im Duden neben „Bayerische Brauerei“ stehen könnte.
Weissbierbraurecht als Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg vor 400 Jahren
Gegründet wurdet die Brauerei Winkler im Jahr 1617 als „Amberger Weissbräu“. Wie der Name bereits nahe legt konzentrierte man sich anfangs auf das Brauen von Weissbier. Und das war gar nicht so einfach, denn das Braurecht für Weissbier bzw. die Vergabe desselben lag damals ausschließen beim bayerischen Landesherren. Große Teile des Staathaushaltes wurden damit finanziert. Ein Glück das Amberg zum damaligen Zeitpunkt noch nicht zu Bayern gehörte, so stand dem Brauen nichts im Wege. Erst 1621, also vier Jahre später wurde auch Amberg zu Bayerischen Staatsgebiet. Die Weissbierbraurechte durfte die Brauerei Winkler jedoch behalten, ein Garant für den wirtschaftlichen Erfolg in der Anfangsphase. Sicher spielte dabei auch eine Rolle das König Friedrich von Bayern im Amberg aufgewachsen war. Die offizielle 18-Seitige Urkunde befindet sich noch heute im Stadtarchiv. Organisiert wurde die Brauerei Winkler als Genossenschaftsbrauerei. Bürger konnten sich finanziell beteiligen und das erste Sudhaus wurde mit diesen Mitteln aufgebaut. Von den Verwüstungen des im Jahr 1618 beginnenden 30-Jährigen Krieges wurde man durch die Lage innerhalb der Stadtmauern Ambergs, dem sogenannten „Amberger Ei“ verschont.
Schon knapp über 30 Jahre nach Gründung warfen die Anteile der Bürger rund 100% Rendite ab, dass führte dazu das sich immer mehr Interessenten beteiligten und die Brauerei schnell wachsen konnte. Auch zum Reichtum der Stadt trug die Brauerei so einen signifikanten Anteil bei. Als dann jedoch das Weissbierbraurecht aufgeweicht wurde und jeder berechtigt war diese Sorte zu brauen, ging ein entscheidender Wettbewerbsvorteil verloren. Wirte begannen ihr eigenes Bier zu brauen und zu verkaufen, die Tradition des „Zoigls“ entstand. Für die Brauerei Winkler brachen härter Zeiten an, denn das System der Kommunbrauereien brach mehr oder weniger zusammen, die Bürger veräußerten ihre Anteile.
Brauerei Winkler geht in Familienbesitz über
Einer blieb jedoch hart, der Urgroßvater von Braumeister Max! Der hatte selbst Anteile und war auch Brauer. Er kaufte schließlich das Wirtshaus „Bräuwirt“, den Braubetrieb dorthin umzuziehen war jedoch nicht möglich, in den Gebäuden vom Bräuwirt gab es einfach nicht genug Platz. Das führt heute zu der Besonderheit das Brauerei und Brauhaus platztechnisch getrennt sind. Die Bierkreationen der Brauerei Winkler welche sich nun im Familienbesitz befand, kamen in der Amberger Bevölkerung gut an. „Die Leute ham des Bier mit’m Milchkandl abgeholt“, erzählt uns Max. Als bereits die Großeltern des heutigen Braumeisters die Geschäfte lenkten entschieden man sich voll und ganz auf das Brauen zu konzentrieren und das Wirtshaus zu verpachten.
Das Angebot der Brauerei umfasst heute die klassischen Biersorten wie Helles, Weissbier, Dunkles und Pils. Es werden keine Sorten zugekauft, alles wird im eigenen Haus gebraut. Auf Komponenten wie Hopfenextrakt oder Farbebier wird konsequent verzichtet. Bei der Brauerei Winkler Amberg gibt’s ausschließlich „echtes und ehrliches“ Bier. Dazu kommen saisonale Besonderheiten wie das Zoigl oder das Frischhopfen Bier. Letzteres durften wir bereits verkosten, unsere Einschätzung zu diesem Bier das für uns auch als Vorlage eines echten Bayerischen Craftbier dienen könnte, lest ihr hier. Auch bei den Zutaten legt man größten Wert auf Qualität und Regionalität. So gibt es in der Umgebung Landwirte die ausschließlich für die Brauerei Gerste anbauen, dass gesamt Malz kommt aus ein paar Kilometern Umkreis um Amberg. die Mälzerei befindet sich in Sulzbach. „Die Oberpfalz ist eine sehr gute Anbauregion für Getreide, so müssen wir nichts von weit her holen“, erzählt uns Braumeister Max. Insgesamt 25 Mitarbeiter sind heut im Unternehmen tätig. Für den ein oder anderen Fachkundigen hört sich das nach einer hohen Zahl an. Aber auch dies beruht auf einer Besonderheit. Die Brauerei Winkler beliefert alle Kunden selber mit eigenen Fahrern und eigenem Fuhrpark. Es gibt keine Distributoren die das Bier zum Kunden bringen.
Qualität ist höchstes Gut
Auch auf einen Außendienst verzichtet man gänzlich. „Unser Außendienst sind unsere Bierfahrer“, sagt Max. Manche davon beliefern die Kunden bereits seit Jahrzehnten. Das alles führt zwar zu einem höheren Personalaufwand, für die Brauerei hat dies aber trotzdem einen entscheidenden Vorteil. „Unsere Philosophie ist das die Qualität so absolut aus eigener Hand sichergestellt werden kann“. Dieser Satz welcher eher nebensächlich im Zuge eines Gesprächs über ein anderes Thema fiel, zollt uns höchsten Respekt ab. Man braucht nicht BWL studiert haben um zu erkennen das hier auf den ein oder anderen „schnellen“ Euro im Ergebnis bewusst verzichtet wird um der Qualität den Vorrang zu geben. Und das kommt auf langfristige Sicht sowohl dem Unternehmen als auch uns Biertrinkern zu Gute! Und die Amberger wissen scheinbar was sie an der Brauerei Winkler haben. Denn rund 95% des Absatzes generiert man im Heimatmarkt, also in einem Umkreis von 30km um die Brauerei. In über 50 Wirtschaften in der Gegend wird das Winkler Bier ausgeschenkt, teils bereits seit vielen Jahrzehnten.
Im Gespräch mit Max, Braumeister in 4. Familiengeneration, stellen wir immer wieder fest wie wichtig ihm die Zufriedenheit seiner Kunden ist. Vor uns ist ein bodenständiger, traditionsbewusster und sympathischer Typ ohne Attitüden mit dem du gern ein Bier trinkst. Er liebt seinen Beruf und das merkt man mit jedem Wort das er über Bier spricht. Studiert hat er in Weihenstephan, Praktika führten in u.a. zu mehreren Brauereien in Baden Württemberg sowie zur Ratherren Brauerei nach Hamburg. Im Anschluss an seine Masterarbeit jobte er in Cork (Irland), anschließend war er sowohl im Allgäu als auch am Bodensee unterwegs, ehe es ihn 2016 zurück in die Heimat, nach Amberg i.d. Oberpfalz zog.
Hervorragende Wasserqualität machte Amberg zur Bierstadt
Denn daheim ist es halt einfach am schönsten, nicht nur deswegen weil er seiner Leidenschaft, dem Bier brauen im heimatlichen Betrieb nachgehen kann. Auch die Stadt spricht für sich. Denn Amberg ist eine echte Bierstadt! Noch heute gibt es in der Stadt mit rund 40.000 Einwohnern erheblich mehr aktive Brauereien als etwas in der 160.000 Einwohner umfassenden Oberpfälzer Hauptstadt Regensburg. Auf die Frage warum das so ist, hat Max eine logische Theorie, die herausragendes Wasserqualität! Das Leitungswasser hat nur 2-3 Grad Deutscher Härte, ist somit sehr weich und hat nur einen sehr geringen Kalkgehalt. Das Wasser muss nicht behandelt werden, so wie es aus der Leitung bzw. der Quelle kommt kann es zum brauen benutzt werden. Das führt auch dazu das dass Helle die Hauptsorte in Amberg ist, denn gerade dieses Bier ist recht sensibel was das Wasser betrifft. Alles in allem also ein Art Wohlfühloase für den Bierbrauer 🙂
Bei der Brauerei Winkler ist alles drin was das Bierherz begehrt
Als wir an diesem Tag die Brauerei Winkler verließen war unser Resümee eindeutig. Von dieser Brauerei werdet ihr in Zukunft sicher noch öfter bei uns lesen. Beim Betreten der Gebäude konnten wir die Tradition förmlich einatmen.
Bier wird hier leidenschaftlich gelebt. Die Qualität steht für Max und sein Team an erster Stelle. Die spürbare heimatliche Verbundenheit vermittelt Bodenständigkeit und Bayerische Bierromantik. Das Bier wird handwerklich gebraut, auf Zusatzstoffe verzichtet. Kunden, Mitarbeiter und Partner schätzen eine vertrauensvolle und langjährige Zusammenarbeit. Der regelmäßig stattfindende Zoigl lässt einem Oberpfälzer Brauchtum seinen verdienten Raum und im Wirtshaus lassen sich Bayerische Schmankerl mit den Bierspezialitäten aus der Brauerei Winkler Amberg genießen. Was könnte man sich als Bierfan noch mehr wünschen ? Richtig, nix!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Max für die Einladung und die Zeit die er sich genommen hat um uns seine Brauerei ausführlich vorzustellen. Wir hoffen das wir bald mal wieder vorbeischauen dürfen und wünschen dir, deiner Familie und deinem Team von Herzen alles Gute für die Zukunft!
Bis bald,
Euere BavarianBeerDudes
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