In der Geschichte und Tradition der Klosterbrauerei Weltenburg sind 3,5 Jahre nicht viel mehr als ein Wimpernschlag. Seit dem Jahr 1050 wird in der beeindruckenden Naturumgebung des Donaudurchbruchs Bier in den klösterlichen Gemäuern gebraut. Für uns als Bierblog sind 3,5 Jahre jedoch eine sehr lange Zeit, im Dezember 2022 waren wir letztmals vor Ort (Link zum Brauereibericht). Grund genug, um endlich wieder einmal in der ältesten Klosterbrauerei der Welt vorbeizuschauen. Denn es hat sich einiges getan! Neuerungen betreffen nicht nur das Equipment. Auch eine personelle Änderung auf der Position des Braumeisters sorgt für neuen Schwung! Wolfgang Biendl übernahm das Zepter von Ludwig Mederer und entpuppt sich als ideale Besetzung um das Erbe der traditionellen und handwerklichen Bierherstellung im Sinne der Benediktinerabtei fortzuführen!
Wir treffen Wolfgang am Parkplatz bergaufwärts des Klosters. Eine direkte Anfahrt war nicht möglich, massive Regenfälle im Vorfeld führten zu Überschwemmungen und Straßensperren. Als wir das Gelände erreichen, war der erste Blick durchaus beunruhigend. Das Kloster und die Brauerei liegen nahe am Wasser und wurden bereits 1999 beim Pfingsthochwasser von der steigenden Donau überflutet. Örtliche Feuerwehren und Helfer bauten am Tag unseres Besuches und die Wochen zuvor Barrikaden auf und sicherten das Kloster mit Sandsäcken um Menschen und Maschinen zu schützen. Dem unermüdlichen Engagement aller Einsatzkräfte war es zu verdanken das dieses Jahr alles gut ging!
Klosterbrauerei Weltenburg integriert „Optimaischer“ um Rohstoffnutzung zu optimieren
Mit Braumeister Wolfgang Biendl sahen wir uns zuerst die technischen Modernisierungen im Sudhaus an. Neben einer neuen Anlagensteuerung stellt vor allem der „Optimaischer“ einen wesentlichen Innovationssprung dar. Das Gerät der Firma Kaspar Schulz aus Bamberg verhindert die Bildung von Malznestern beim Maischevorgang und trägt so zur Effizienzsteigerung der Brauerei bei. Denn große Malznester, die sich nur schwer erschlagen lassen, können den Ausschlag der Bierwürze um bis zu 5% mindern, die Folge ist ein enorm erhöhter Malzbedarf und ein damit verbundener monetärer Mehraufwand. So waren die Anschaffungskosten schnell amortisiert. Weitere clevere Funktionen wie die automatische Spülung bei Störungen verschaffen Braumeister Wolfgang und seinem Auszubildenden etwas mehr „Luft zum Atmen“. Denn eins hat sich auch seit unserem letzten Besuch nicht geändert, nach wie vor besteht das Brauteam aus nur zwei Menschen!
Braumeister Wolfgang Biendl und sein Auszubildender kümmern sich um die Herstellung der Bierspezialitäten in der Klosterbrauerei Weltenburg. Wolfgang, der wie eingangs erwähnt, erst vor kurzer Zeit die Geschicke der Brauerei übernommen hat, besitzt die DNA die in einer solch geschichtsträchtigen Braustätte notwendig ist. Seine traditionelle Einstellung zum Bier und dessen historischen Hintergründe, welche auch in der Entwicklung des Freistaates eine entscheidende Rolle spielten, verkörpert der Braumeister in seinen Werten und seinem Tun!
Traditionsbewusstsein, Werte und seine Einstellung zum Bier – Wolfgang Biendl neuer Braumeister in der Klosterbrauerei Weltenburg
Die Rohstoffe stammen aus Familienbetrieben, mit denen zum Teil Jahrzehnte lange Beziehungen bestehen. Brauerei, Braumeister und Lieferanten kennen sich, die persönliche Interaktion ist wichtig und wird gepflegt. Verlässlichkeit in Mensch und Rohstoffqualität stehen im Vordergrund. Lange Lagerzeiten, um dem Bier Reife und Geschmack zu geben, sind selbstverständlich. Auch das Bayerische Reinheitsgebot vom 23. April 1516 schätzt Wolfgang sehr. Nicht wenige Brauereien sehen das älteste noch gültige Lebensmittelgesetz der Welt im besten Fall als Marketinginstrument, im schlechtesten Fall stößt es sogar auf Ablehnung mit dem Argument, das es die Kreativität der Brauer und die Freiheit im Brauprozess einschränken würde.
Wolfgang sieht das nicht so. Für ihn hat das Reinheitsgebot nach wie vor seine Berechtigung und einen festen Platz in seinem Bier-Herzen. Stellt es doch sicher das Bier genau das bleibt, was es ist, ein unverfälschtes Naturprodukt höchster Qualität wie wir es bereits seit hunderten Jahren schätzen! Und dass die Kreativität darunter nicht leiden muss, zeigen die Weltenburger mit ihren saisonalen Spezialitäten wie dem Winter-Traum Märzen, dem Maibock oder auch dem „Schall & Rauch“, der limitierte Sondersud eines Rauchbieres im Jahr 2023, von dem wir uns eine Wiederauflage wünschen würden!
Brauerei und Braumeister – Ein „Perfect Match“!
Da man in Weltenburg dieselben Werte vertritt, wie es auch Wolfgang tut, stellen die Klosterbrauerei und ihr neuer Braumeister ein „Perfect Match“ dar. „Mir gefällt es in Weltenburg super, denn hier läuft’s einfach so, wie es in einer Brauerei laufen sollte.“, erzählt uns Wolfgang absolut überzeugend. Seine ruhige, kompetente Art, Dinge und Abläufe in der Brauerei auf verständliche Weise zu erklären hat uns nachhaltig beeindruckt. Während unseres Rundgangs spüren wir den Respekt den Wolfgang der Geschichte und den Traditionen der Weltenburger Klosterbrauerei entgegenbringt. „Jawoll, hier wächst richtig was zusammen“, sagen wir uns selbst.
Gerade in der aktuellen Zeit stellen Abgänge von etablierten Personal Unternehmen vor große Herausforderungen, die optimale Nachbesetzung zu finden. In Weltenburg hat das wunderbar funktioniert. Beide Seiten vertreten denselben Wertekomplex. Handwerklich hergestelltes Bier von höchster Qualität, lange Reifezeiten, beste Rohstoffqualität, Traditionsbewusstsein, Menschlichkeit, sowie das ehren und bewahren der fast 1000 Jahre alten Geschichte der Klosterbrauerei Weltenburg! Das ist der Stoff aus dem Bierträume gemacht sind!
Lieber Wolfgang, Liebe Weltenburgerer, wir bedanken uns ganz herzlich für die Zeit die ihr euch erneut für unseren Bierblog genommen habt. Den Enthusiasmus, den ihr in die Herstellung euer Bierspezialitäten steckt, inspiriert uns weiterzumachen um die hervorragende Arbeit, die kleine und mittelständische Brauereien in Bayern jeden Tag leisten, einem breiten Bieraffinen Publikum näher zu bringen. Bleibt so wie ihr seid, braut weiter so wie ihr es tut und bereichert die Bayerische Bierlandschaft jeden Tag auf’s Neue mit euren Köstlichkeiten!
Bis Bald,
Euere BavarianBeerdudes
aus Regenstauf in der Oberpfalz!
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