Bayerisches Bier gehört zu den besten Welt! Diese Aussage hört man nicht nur gerne an den hiesigen Stammtischen und aus den heimischen Brauereien. Auch im Ausland ist der Freistaat für sein Bier bekannt und beliebt. Bei unzähligen Überseereisen und den damit grundsätzlich immer einhergehenden Brauereitouren, wurden wir von Personal und Braumeistern bereits darum beneidet. „Bei euch gibt’s ja überhaupt kein schlechtes Bier!“ heißt es nur allzu oft. Darüber lässt sich vortrefflich und abendfüllend diskutieren. Unbestritten ist jedoch das die durchschnittliche Qualität über alle Brauereien in Bayern enorm hoch ist. Da kann es durchaus zur Herausforderung avancieren die nächste richtige Perle zu finden, die bisher nicht auf unseren Zetteln stand. Das „One more thing“ wie es Steve Jobs zu sagen pflegte. Ein Bier das dich geschmacklich richtig von den Socken haut! Lasst uns von Schicksal sprechen das es zumindest einmal vorkam, dass nicht wir diese Bier gefunden haben, sondern das Bier uns! Es kam direkt in’s Haus geflattert, von einem netten Getränkemarkt, der uns ein Bierpaket zum Verkosten zukommen ließ. Darin enthalten, die Köstlichkeiten von Braumeister Sebastian Dorfner und seiner Schlossbrauerei Hirschau! Nach dem ersten Schluck war klar „Da müssen wir hin!“
Von der Brauerei als Spielplatz bis zur Übernahme
Der spannendste Part eines jeden neuen Brauereibesuches sind die Menschen und ihre Geschichten. Wer steht hinter dem Produkt, welche Traditionen werden gepflegt, wie ist das Unternehmen organisiert ? Besonders freut es uns wenn junge Menschen das Familienunternehmen fortführen, nicht weil sie es müssen, sondern weil sie es wollen! In der Schlossbrauerei Hirschau übernahm 2022 der damals nur 25-Jährige Sebastian Dorfner das Ruder von seinem Vater. „Die Brauerei war für mich schon immer ein Spielplatz, ich bin als Kind hier aufgewachsen und hab überall rumgeturnt, da gab’s dann auch mal die ein oder andere Verletzung“, erzählt er uns. Als Sebastian älter wurde, reifte der Gedanke heran das Unternehmen eines Tages übernehmen zu wollen. Besonders die Traditionen und der Kulturelle Hintergrund der Brauerei, sowie die historische und handwerkliche Braukunst zu hegen und pflegen, war ihm ein großer Ansporn.
In der heimischen Firma aufzuwachsen, qualifiziert aber nicht automatisch dazu, diese auch erfolgreich führen zu können. Die notwendigen technischen und betriebswirtschaftlichen Kenntnisse dazu, hat Sebastian sich hart erarbeitet! Seinen Braumeister hat er im Epi-Zentrum der Bierbildung, in der weltweit bekanntesten und wohl renommiertesten Ausbildungsstätte für die Brauerszunft, dem Campus von Weihenstephan absolviert. Studienbegleitend erweiterte er seine handwerklichen Fähigkeiten unter den Fittichen von Johannes Rauchenecker in der Schlossbrauerei Hohenthann und anschließend in der Schlossbrauerei Autenried. Weitere Brauereien folgten. Alleine mit der Kunst des Brauens lässt sich aber noch keine Brauerei in eine gesicherte finanzielle Zukunft führen. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind als Geschäftsführer unabdingbar. Das nötige Wissen konnte Sebastian in einer Unternehmensberatung in Rosenheim erlangen, die ihrerseits bereits für viele Brauereien gearbeitet hat. Ein „Perfect Match“! Der Grundstein für eine erfolgreiche brauerische und unternehmerische Zukunft war gelegt, jetzt ging’s in die Vollen!
Schlossbrauerei Hirschau liegt jetzt in den Händen von Sebastian Dorfner
Bei einer gemeinsamen Wanderung mit seinem Papa wurde die Übergabe besprochen. Mit klaren Vereinbarungen! Bis zum endgültigen Vollzug war sein Papa der Chef, Sebastian durfte aber mitmischen. Ab dem Tag der Übergabe wechselten dann die Rollen in gleichem Maße. „Mein Papa arbeitet aber immer noch intensiv mit, er ist sozusagen der Hausmeister. Aus dem Brauen hat er sich aber zurückgezogen“, erzählt uns Sebastian.
Jetzt liegt es an ihm die Firma zu führen. Und das tut er schon jetzt äußerst routiniert! Wir lernen einen jungen Mann kennen der genau weiß was er will und die richtigen Wege geht, um dies auch zu erreichen. Er verkörpert eine Symbiose aus Weitblick, Durchblick und Traditionsbewusstsein wie wir es bei einem solch jungen Braumeister bisher nur selten erleben durften. Weitblick, weil er ständig die Marktentwicklung verfolgt und in die Zukunft gerichtete Entscheidungen trifft. So erzählt er uns das aufgrund des Klimawandels für die Hopfensorte „Perle“ in den nächsten 5-10 Jahre eine massive Preissteigerung erwartet wird. Da gilt es Alternativen zu finden. Bereits heute experimentiert die Brauerei mit dem Akoya Hopfen. Sein Aromenprofil kommt sehr nah an die „Perle“ ran.
Schlossbrauerei Hirschau reagiert flexibel auf den Biermarkt
Durchblick beweist der junge Braumeister in der Marktforschung. „Wir beobachten ständig was aktuell bei den Menschen gut ankommt und stehen Veränderungen offen gegenüber“. Auch ein Alkoholfreies Bier kann sich Sebastian gut vorstellen, die Nachfrage in diesem Segment ist ständig wachsend. Besonders werden auch die Spezial- und Saisonbiere von den Kunden geschätzt. Die Schlossbrauerei Hirschau bietet je nach Jahreszeit wechselnde Spezialitäten an. So dürfen sich die Bierfans etwa im Herbst auf ein Erntebier und in der Weihnachtszeit auf einen Hellen Bock freuen. Auch ein Grünhopfenbier wird zur Zeit der Hopfenernte im Sommer eingebraut. Absoluter Renner war das 3-Generationen-Bier das zur Feier der Übernahme des Unternehmens durch Sebastian gebraut wurde. Der Gedanke dabei war, dass Wissen von drei Generationen in die Flasche zu bringen. Sebastian, sein Papa und sein Opa haben das Bier zusammen kreiert. Ein waschechtes Familienprojekt!
Das Bayerische Reinheitsgebot von 1516 wird in der Schlossbrauerei Hirschau gelebt
Dies wiederum führt uns zum Traditionsbewusstein das in der Schlossbrauerei Hirschau einen hohen Stellenwert genießt. Immer häufiger hören wir kritische Stimmen gegenüber dem Bayerischen Reinheitsgebot von 1516. Brauer würden in ihrer Kreativität eingeschränkt, eine Abschaffung oder zumindest eine Aufweichung des Gesetzes wäre längst überfällig. Besonders aus der jüngeren Riege der Brauer und Brauerinnen ist dieser Standpunkt vermehrt zu vernehmen. Persönlich möchten wir dem nicht zustimmen und finden das hunderte Hopfensorten und viele Spezialmalze genug Spielraum für Kreativität bieten. Umso mehr sind wir erfreut das auch der 27-jährige Sebastian ein großer Verfechter des Reinheitsgebotes ist. „Es soll nicht verwässert oder aufgeweicht werden, es existiert seit über 500 Jahren und so soll es auch in 500 Jahren noch sein“, sagt der Braumeister.
Etwas jünger als das älteste Lebensmittelgesetz der Welt, ist die Geschichte der Schlossbrauerei Hirschau. Familie Dorfner erlangte im 18. Jahrhundert das Recht im örtlichen Kommunbrauhaus Bier zu brauen. Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Kassen der Gemeinde leer, nötige Investitionen konnten nicht mehr getätigt werden und man entschied sich das Kommunbrauhaus zu privatisieren. Gründer des Privatunternehmens war Andreas Dorfner, zusammen mit Weggefährten führte er die Brautätigkeiten an Ort und Stelle weiter. Wenig später erwarb die Familie Dorfner das örtliche Schloss und verlagerte die Brauerei dorthin. Daher auch der Name Schlossbrauerei Hirschau. Ende der 1960er wurde das aktuelle Gebäude direkt gegenüber des Schlosses gebaut und sukzessive erweitert.
Das Malz ist Sebastians liebster Rohstoff
Mit Sebastian übernimmt nun bereits die 8. Generation der Familie Dorfner die Schlossbrauerei Hirschau. Und auch die jeher gelebte Bierphilosophie wird fortgeführt. Der Fokus liegt auf Malzbetonten Bieren, absolute Süffigkeit ist das Kredo! Viele Brauereien nutzen den Hopfen, um Abwechslung in die Biere zu bringen, dass Malz wird in dieser Hinsicht oft stiefmütterlich behandelt. Sebastian dagegen nutzt diesen Rohstoff um seinen Bieren einen unverwechselbaren Charakter zu verleihen. „Ich liebe es mit dem Malz zu spielen und mich mit den Spezialmalzen auszutoben“, erzählt er uns. Für uns Bierfans bedeutet dies vor allem sehr süffige Biere, denn das Malz verleiht dem Bier seine Farbe und vor allem den Körper. Und dieser ist maßgeblich entscheidend für die Drinkability.
Zuträglich ist auch das weiche Wasser aus der Gegend, dass ohne weitere Aufbereitung direkt zum Brauen verwendet werden kann. Selbstverständlich werden auch die anderen Rohstoffe so lokal wie möglich bezogen. Der Hopfen stammt nicht etwa aus der Hallertau, sondern aus Spalt. Das fränkische Hopfenanbaugebiet liegt einfach näher an der Schlossbrauerei Hirschau, Lieferwege werden so verkürzt, die Umwelt gewinnt! Das Malz bezieht man von der Firma Ireks aus Sulzbach-Rosenberg. Wer die Produkte aus der Schlossbrauerei Hirschau kauft, hat Biere im Kühlschrank die so regional wie nur möglich hergestellt wurden!
Liebe, Leidenschaft und Lust am Brauen
Insgesamt neun Sorten hat man ständig im Angebot, Bestseller ist das Helle. Dazu kommen die bereits erwähnten Saison- und Spezialbiere. Und probieren solltet ihre wirklich alle! Einige davon haben wir bereits mit Rezenssion in unserer Bierdatenbank hinterlegt, der Rest folgt. Aber viel besser als darüber zu lesen ist das Bier zu trinken! Und das könnt ihr direkt vor Ort. Denn gleich gegenüber, zwischen Brauerei und Schloss, befindet sich ein Biergarten der von Sebastians Onkel betrieben wird und je nach Witterung ab ca. Mai jeden Jahres geöffnet ist. Falls ihr unserem Ratschlag folgen und euch durch alle Biersorten probieren wollt, könnt ihr dort auch ein Zimmer buchen.
Wie Eingangs erwähnt kamen wir durch einen Zufall an die Biere der Schlossbrauerei Hirschau, seitdem halten sie regelmäßig Einzug in unsere Kühlschränke. Kein Zufall ist die Qualität der Biere. Neben Wasser, Malz, Hopfen und Hefe sind es die Zutaten Liebe, Leidenschaft und Lust am Brauen die in den Sudkesseln der Schlossbrauerei Hirschau einen außergewöhnlich aromatischen Gerstensaft entstehen lassen. Mit dem 27-Jährigen Braumeister Sebastian Dorfner weht seit zwei Jahren junger und frischer Wind durch das Sudhaus. Und er bringt alles mit um das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.
Ein paar persönliche Worte von den BavarianBeerDudes
Lieber Sebastian, wir haben uns nur einige Stunden kennengelernt, doch die kurze Zeit reichte aus um dir unseren ganzen Respekt zu zollen! Deine Fähigkeit die Traditionen in Ehren zu halten, sie mit den Anforderungen der Zukunft zu verbinden und die Gegenwart nie aus dem Auge zu verlieren, hat uns außergewöhnlich beeindruckt. Bleib so wie du bist, brau deine Biere weiter so wie sie sind und geh deinen Weg so, wie du ihn für richtig hältst! Wir danken dir für deine Zeit, den umfassenden Einblick in deinen Brauerei, die interessanten Gespräche und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen auf a Hoibe von da Schlossbrauerei Hirschau!
Bis Bald,
Euere BavarianBeerDudes aus Regenstauf in der Oberpfalz!
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Im nächsten Brauereibericht gibt’s Neuigkeiten aus der Gesellschaftsbrauerei Viechtach